Abenteuer Fishermen’s Trail mit ultraleichtem Gepäck: Meine Erfahrungen auf der Rota Vicentina – Der Süden Sagres bis Aljezur

von Weg als Ziel

Nach wunderschönen 250 Kilometern entlang der Rota Vicentina im November 2024 bin ich wieder zurück. Die Weitwanderung auf dem Fishermen’s Trail entlang der wilden Atlantikküste Portugals hat mich in seinen Bann gezogen. Schon in meinem Beitrag zur Vorbereitung und Planung der Rota Vicentina habe ich von meinen Erwartungen und Plänen erzählt – jetzt ist es Zeit, auch von meinen Erfahrungen und Erlebnissen auf der Tour zu erzählen!

Alle Beiträge zum Fishermen’s Trail:

Wie fühlt es sich an, tagelang die rauen Klippen, endlosen Strände und charmanten Fischerdörfer zu durchstreifen? Welche Überraschungen hält der Trail bereit, und wie meistert man die Herausforderungen? In diesem Beitrag teile ich meine persönlichen Erfahrungen, die schönsten Momente und echte Tipps für eure eigene Wanderung. Kommt mit auf meine Reise, die meine eigenen Erwartungen übertroffen hat!

Anreise und meine ersten Eindrücke auf dem südlichen Fischerpfad

Meine Anreise via Flug von Memmingen nach Faro, dann per Zug nach Lagos und weiter per Bus zu meinem Startpunkt in Sagres verläuft ohne Probleme. Die erste Nacht in Faro verbringe ich wie geplant in einer einfach und günstigen Unterkunft (33 €  Einzelzimmer inkl. Gemeinschaftsbad in Zentrumsnähe Faro Cosy Guesthouse auf booking.com*). Die Busse und Züge in dieser Region stellen sich im Verlauf meiner Reise als äußerst zuverlässig und kostengünstig heraus.

So stehe ich also pünktlich zum geplanten Zeitpunkt in Sagres an der Bushaltestelle um meine Wanderung beginnen zu können. Eigentlich hätte mich der Bus auch bis zum südwestlichsten Kapp, Cabo de Sao Vicente, gebracht. Ich möchte während meiner Woche auf der Rota Vicentina aber möglichst viele Eindrücke und Kilometer mitnehmen und entscheide mich dafür, bereits in Sagres zu starten. Generelle Tipps zur Anreise findest du übrigens in diesem Beitrag.

Zur Vorbereitung habe ich u.a. diesen Guide von Cicerone* verwendet. Auch wenn ich während meiner Touren keine physischen Bücher mit mir trage, verwende ich gerne abfotografierte Seiten auf meinem Smartphone, während ich unterwegs bin. Die Guidebooks von Cicerone enthalten immer hilfreiche Informationen wie Distanztabellen und verlässliche GPS-Tracks.

Ich merke sofort, dass der Fischerpfad hervorragend markiert ist. Immer den blau-grünen Markierungen folgen. Diese liegen selten mehr als 100 Meter auseinander. Selbst in Ortschaften ist der Weg einwandfrei markiert. Die Routenfindung wird also keine Schwierigkeit während der nächsten Tage werden.

Ein kurzer Besuch am Cabo de Sao Vicente, dem südwestlichsten Punkt Festlandeuropas

Der Fishermen’s Trail beginnt für mich im Süden gleich mit einer seiner Hauptcharakteristiken. Gut begehbaren Pfaden entlang der atlantischen Steilküste. Eine steife atlantische Briese weht mir ins Gesicht. Wer hier am Atlantik unterwegs ist, muss sich auf windige Verhältnisse einstellen. Nicht umsonst sind die Küsten hier ein Mekka der Surfszene. Mir wird schnell bewusst, wieso die meisten Wanderer den Fishermen’s Trail in entgegengesetzter Richtung, nämlich von Nord nach Süd, gehen. Ich wandere gegen die hier vorherrschende Hauptwindrichtung und werde also in den nächsten Tagen durchwegs Gegenwind haben.

Der Wind ändert nichts an der Schönheit der Gegend. Am Cabo de Sao Vicente finde ich zahlreiche Touristen vor. Sie alle besuchen den südwestlichsten Punkt von Festlandeuropa. Ich lasse diesen Ort also schnell hinter mir. Hier werden für meinen Geschmack zu viele Selfies geknipst. Außerdem warten weiter im Norden deutlich schönere Passagen auf uns Wanderer. Bereits wenige Meter später wird es deutlich einsamer. Richtig einsam wird es am Fischerpfad allerdings nie. Während meiner Zeit auf diesem Fernwanderweg bin ich überrascht über die Anzahl anderer Wanderer denen ich begegne. Trotz der Nebensaison im November kommen mir täglich viele Dutzende Personen entgegen, die alle zumindest ein Stück des Weges gehen. Jetzt im November werden die Maßen für mich nicht unangenehm, ich kann mir aber vorstellen, dass es im September, Oktober oder April und Mai nochmals deutlich voller werden kann.

Der Fischerpfad ist sandig und das ist erst der Anfang

Mit freiem Blick auf den atlantischen Ozean kommen schnell die ersten Glücksgefühle hoch. Die sandigen Passagen sind gut zu gehen, meine elastischen Trail Gamaschen bewähren sich mal wieder. Der Fischerpfad wird in den nächsten Tagen über weite Passagen durch sehr sandige Abschnitte, teils sogar Sanddünen und lange Sandstrände, führen. Während meiner gesamten Tour schützen mich die Gamaschen zuverlässig davor, dass Sand in meine Schuhe eintritt. Rund 99% der anderen Personen sind auf diesem Trail ohne entsprechende Gamaschen unterwegs. Im Laufe meiner Reise werde ich noch öfters neidisch auf meine Gamaschen angesprochen werden, mir werden einige amüsante Handyvideos gezeigt, in denen Wanderer ihre sandgefüllten Schuhe ausleeren. Jedesmal denke ich mir: „Die Lösung wäre eigentlich so einfach!“ und mache Werbung für meine eigenen Tidy Trail Gaiters.

Tidy_Gaiters_banner
Tipp: Da der Fishermen’s Trail vielfach sehr sandig ist, sind die Tidy Gaiters Trail Gamaschen ein unverzichtbarer Ausrüstungsgegenstand in meiner Packliste. Diese Gamaschen hindern den Sand davor, in den Schuh einzudringen

Ins Inland nach Vila do Bispo

Leider verlässt der Fishermen’s Trail kurz vor der Ortschaft Vila do Bispo die Atlantikküste. Entlang von sandigen Fahrpisten  geht es nach Vila do Bispo. Als Entschädigung wartet in dieser Ortschaft eine gute Infrastruktur auf mich. Hier gibt es sogar einen Hofer. Ich gönne mir also eine Jause, fülle meinen Proviant und Wasser auf. Natürlich gibt es hier auch Unterkünfte. Für mich geht es heute allerdings noch weiter. Ich bin erst kurz vor Mittag in Sagres gestartet und nun im Herbst, nach der Zeitumstellung, sind die Tage schon sehr kurz. Ich möchte noch einige Kilometer vor Sonnenuntergang schaffen und mache nur kurz Rast.

Aus Vila do Bispo geht es zurück Richtung Küste. Die Zeit drängt, wenn ich mein Zelt noch vor Sonnenuntergang aufschlagen will. Leider eignet sich die Strecke hier kaum zum Campieren. Die Landschaft ist zwar eben aber vollkommen durchsetzt mit dichtem, niedrigen Buschwerk. Ich zweifle also kurz an meiner Entscheidung weitergegangen zu sein. Ich gewöhne mich also schon an den Gedanken, mein Lager im Schein meiner ultraleichten aber ausreichend starken Stirnlampe* suchen zu müssen.

Die erste Nacht am Fishermen’s Trail – Bescheidener Platz für mein Zelt aber geniale Atmosphäre

Als ich die Küste wieder erreiche, habe ich trotz meines späten Starts 28 Kilometer absolviert. Ich suche mir einen ebenen Platz, abseits des Weges auf einer steinigen aber ebenen Fläche. Auf einem Plateau, wenige Meter entfernt aber hoch über dem Atlantik schlage ich mein Lager für die Nacht auf. Ich merke schnell, dass die Nächte deutlich kühler werden und streife mir meine Isojacke über während ich aufbaue. Der Wind weht kräftig lässt mein Zelt im Wind flattern.

Meine Ausrüstung für die Nacht

Als Shelter für diese Wanderung habe ich mich übrigens für mein Dan Durston X-Mid Pro 1 entschieden. Aufgrund des Bodens (sandig-weich aber teilweise auch hart) hatte ich eine Kombination von Heringen dabei: MSR Groundhog* und MSR Groundhog Mini*. Da die Temperaturen im November durchaus in den einstelligen Bereich fallen, hatte ich eine entsprechend komfortable aber trotzdem leichte Isomatte Neoair Xlite NXT* dabei.

Hier findest du übrigens meine 4,4 kg Packliste für den Fischerpfad / die Rota Vicentina.

Ich genieße kurz die letzten Sonnenstrahlen der untergehenden Sonne während ich etwas esse. Die Atmosphäre ist grandios. Eigentlich bin ich mehr ein Mensch der Berge, ich merke aber gleich, dass mir diese Küstenwanderung in den nächsten Tagen noch so richtig viel Freude bereiten wird. Glücklich endlich wieder unterwegs zu sein und mit den Eindrücken des ersten Tages schlafe ich ein.

Das freie Campieren ist in dieser Region übrigens verboten. Ich spreche also keine Empfehlung dafür aus. Jeder ist selbst verantwortlich für das eigene Handeln. Solltest du dich allerdings für Zeltübernachtungen entscheiden, achte bitte auf strenge Einhaltung der „Leave No Trace“-Regeln. Verlasse also alle Plätze so, wie du sie angetroffen hast, nimm sämtlichen Abfall wieder mit, verzichte auf Feuer und nimm Rücksicht auf deine Umwelt.

Der zweite Tag – Kurzes Frühstück in Carrapateira und geniale Strandwanderung

Am nächsten Morgen stellt sich die Platzwahl der vergangenen Nacht als richtig heraus. Die nächsten Kilometer führen entlang von Pfaden in unebenem Gelände, durch Zivilisation oder über Strände. Ich habe mir nämlich vorgenommen nicht an Stränden zu übernachten. Einerseits um das Risiko „erwischt“ zu werden zu minimieren und um den Impact zu verringern und nicht an Orten zu verbringen wo ohnehin bereits die meisten anderen das tun.

Pünktlich zur Frühstückszeit erreiche ich die kleine Ortschaft Carrapateira. So früh am Tag ist alles ruhig. Immerhin hat ein örtliches Lokal offen. Ich gönne mir einen Galao (portugisischer Kaffee) und ein belegtes Brötchen zum Frühstück. Mit zwei deutschen Wandererinnen komme ich ins Gespräch. Sie bewundern meine Trail Gamaschen und notieren sich meine Webseite. Sie haben ihre Wanderung bald abgeschlossen. Sollten sie wieder einmal am Fischerpfad unterwegs sein, dann nur mehr mit Gamaschen meinen sie.

Kurz nach Carrapateira folgt das bis dahin größte Highlight für mich. Es geht viele hundert Meter über einen wunderschönen Sandstrand. Die wärmende Sonne am Himmel, der Wind in meinem Gesicht, die Wellen zu meiner Linken. Ich fühle mich frei. Mein Rucksack am Rücken wiegt aufgrund der guten Versorgungslage hier am Fischerpfad kaum mehr als fünf Kilogramm. Ich tänzle leicht wie eine Feder mit einem Grinsen im Gesicht über den Strand.

Die Inlandspfade auf dem Fischerpfad & der Rota Vicentina

Momente des unendlichen Glücks halten natürlich nicht dauerhaft an. Irgendwann kommt die Ernüchterung. Am Fishermen’s Trail folgt diese Ernüchterung in Form von, im Vergleich zur Küste, weniger attraktiven Inlandspfaden. Ich mag mir nicht vorstellen wie heiß diese Wege im Sommer sein müssen. Auch jetzt im November bei angenehmen 22 Grad Celsius, wird mir fern der Küstenwinde heiß. Es geht stellenweise durch tiefen Sand. Jene die mit trainierter Wadenmuskulatur unterwegs sind, tun sich leichter. Stellenweise geht es durch Eukalyptuswälder und die Gegend erinnert mich ein wenig an meine Wanderung auf dem Bibbulmun Track in Western Australia. Leider fehlt hier in Portugal aber der Single Trail Anteil und im Inland geht es eigentlich ausschließlich entlang von Fahrpisten und Straßen.

Ich schalte in den „Wüstenmodus“ der sich auf vielen meiner Touren bewährt hat. Mein weißes Bandana flattert jedenfalls am Kopf und schützt mich vor den Sonnenstrahlen.

Würde ich hier akribisch meinem ursprünglichen Plan und der Strecke aus dem Guide von Cicerone* folgen, dann würde ich den Inlandsweg (Historischer Pfad) bis Aljezur nehmen und die Ortschaft Arrifana umgehen. Da ich aber zurück an die Küste will und ich mir vorgenommen habe möglichst viele Anteile des Wegenetzes zu entdecken, nehme ich den Umweg über Arrifana und folge weiter den Markierungen des Fischerpfads.

Biwak am Fishermen’s Trail – Meine Nacht hinter dem Trafohäuschen

In Arrifana habe ich die Möglichkeit meinen Proviant aufzustocken. Anschließend mache ich mich auf den Weg Richtung Aljezur. Die Gegend um Arrifana und Aljezur ist durchgehend sehr zivilisationsnah, stellenweise eignet sich das Gelände nicht wirklich zum Campieren. Der Weg verläuft über längere Strecken parallel zu einer größeren Straße. Die Vegetation bietet kaum Sichtschutz. Auf meiner topografischen Karte am Smartphone erkenne ich keine Stellen die potentiell idyllische oder besonders geeignete Plätze wären. Langsam geht mir das Tageslicht aus und ich habe bereits 40 Kilometer hinter mir. Mangels einer Perspektive fehlt mir die Motivation weiter zu gehen und ich beschließe mal etwas anderes zu probieren. Am Rande einer aus dem bodengestampften Feriensiedlung finde ich eine Art Trafohäuschen. Viele der Häuser und Wohnungen wirken, nun in der Nebensaison, unbewohnt. Ich beschließe mein Lager als kleines Biwak hinter dem Trafohäuschen zu errichten. Es stehen keine Wolken am Himmel, die Wetterprognose ist gut. Ich schätze die Chancen hier gefunden zu werden als gering ein. Realistischerweise stöbern mich hier nur Hunde während einer Gassirunde auf. Es ist ein Wochentag und partywütige Jugendliche stören den Nachtfrieden von Stealth-Campern erfahrungsgemäß eher an Wochenenden.

Ich richte mich also ein und verbringe die Zeit vor dem Einschlafen unter dem Radar. Ich bin gespannt was die nächsten Tage bringen werden. Die Berichte zum weiteren Verlauf meiner Tour findest du hier.

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