Nach meinem Warmlaufen am südlichen Fishermen’s Trail und einer interessanten Nacht in meinem Biwak hinter einem Trafohäuschen kurz vor Aljezur, geht es für mich weiter Richtung Norden.
Mein verstecktes Nachtlager am Rande einer Feriensiedlung verlasse ich vor Sonnenaufgang. Der Tag beginnt kühl und ich folge einer asphaltierten Straße Richtung Aljezur.
Alle Beiträge zum Fishermen’s Trail:
- Vorbereitung und Planung
- Abenteuer Fishermen’s Trail mit ultraleichtem Gepäck – Der Süden Sagres bis Aljezur
- Am schönsten Teilstück des Fischerpfads von Aljezur bis Vila Nova de Milfontes
- Zielgerade von Vila Nova de Milfontes nach Porto Covo & Ernüchterung auf der Rota Vicentina
- Fazit und praktische Tipps zum Fishermens Trail in Portugal
Kurze Katzenwäsche in Aljezur
Die Ortschaft Aljezur liegt in einer Geländemulde. Dichter Tau bedeckt die umliegenden Felder. Die hohe Luftfeuchte und die kühle Luft veranlassen mich dazu, auf den Umweg ins Dorfzentrum von Aljezur zu verzichten. Meine Wasservorräte neigen sich dem Ende zu aber am Rande der Ortschaft, liegt direkt am Fishermen’s Trail ein öffentlichen Toilettenhäuschen. Ich fülle meine Flaschen für den nächsten Abschnitt und mache mich etwas frisch. Den gröbsten Schmutz der letzten beiden Tage abgewaschen, fühle ich mich gleich wohler.
Wassersituation & öffentliche Toiletten
Am Fishermen’s Trail empfiehlt es sich immer ausreichend Wasser dabei zu haben. Der Weg ist fast durchgängig exponiert und ohne Schatten. In der prallen Sonne kann es selbst in der Nebensaison sehr warm werden. Ich hatte meinen kompakten und sehr leichten Wasserfilter* dabei, den ich auf den meisten meiner Touren verwende. Ich würde diesen aber nicht wieder mitnehmen. Entlang der Route gibt es kaum Oberflächenwasser. Die größeren Bäche und Flüsse die überquert werden, sind allesamt Unterläufe mit fraglicher Wasserqualität. Außerdem wirken sich die Gezeiten des Atlantiks in Form von Brackwasserzonen aus. In eigentlich allen Ortschaften finden sich öffentliche Toiletten in gutem Zustand (trinkbares Wasser, Toilettenpapier, an Stränden teilweise sogar Duschen). In Cafés oder Restaurants kann man ebenfalls seine Flaschen auffüllen. Für meine Trockencamps habe ich ausreichend Wasservorräte aus den Ortschaften mitgenommen, um durch die Nacht zu kommen.
Mein Boxenstopp in Rogil und die Verpflegungssituation am Fishermen’s Trail
Als ich Aljezur verlasse, habe ich eigentlich keinen Proviant mehr in meinem Rucksack. Auf das Frühstück vor Ort habe ich verzichtet. Auf vielen anderen meiner Weitwanderungen würde ich spätestens jetzt nervös werden und mir Gedanken über die Verpflegungssituation in den nächsten Tagen machen. Das Schöne am Fischerpfad ist die einfache Logistik. Eigentlich bedarf es keiner Vorausplanung bezüglich Verpflegung und Essenssituation vor Ort. In allen Ortschaften entlang des Weges findest du kleine Cafés oder Restaurants. Proviant für unterwegs kaufst du ebenfalls direkt vor Ort. Die Bandbreite geht dabei üblicherweise von Mini Mercados, also kleinen Mini Märktchen, bis hin zu mittelgroßen Supermärkten. Unter Umständen findest du nicht deine Wunschprodukte und das Sortiment ist eingeschränkt, Sorge zu verhungern ist aber unangebracht. Dabei sind die Öffnungszeiten sehr großzügig und viele dieser Geschäfte haben sogar an Sonntagen geöffnet.
Ohne etwas im Magen und ohne Verpflegung im Rucksack wandere ich also trotzdem guten Mutes weiter. Nur wenige Kilometer später führt mich der Weg durch Rogil, mit einem üppigen Angebot an Supermärkten. Ein verspätetes Frühstück entschädigt für den wenig attraktiven Streckenverlauf auf Fahrpisten parallel zu einer größeren Straße.
Mittagspause im idyllischen Odeceixe
Der Weg von Rogil bis kurz vor Odeceixe bleibt ohne Highlights. Der ein oder andere asphaltierte Abschnitt entlang einer Straße ist zu bewältigen. Heute ist es heiß und ich verfalle in einen meditativen Trott. Ich komme schnell vorwärts. Kurz vor Odeceixe ändert sich die Szenerie. Das Örtchen mit seinen idyllischen weißen Häuschen liegt etwas landeinwärts an einem Fluss, direkt an einem Hang. Saftig grüne Wiesen fassen die Talebene ein. Die hier typische Windmühle im Ort fehlt auch nicht. Ich verspüre den Drang hier eine Pause einzulegen. Im Ortszentrum gönne ich mir einen Veggi Burger und ein kaltes Getränk. Währenddessen lade ich meine Nitecore Powerbank* auf. Ich komme mit einem britischen Wanderer ins Gespräch. Unsere Ansätze sind grundverschieden, trotzdem unterhalten wir uns gut. Sein Rucksack ist etwa dreimal so groß und wiegt auch entsprechend mehr als meiner. Während für ihn der Tag um kurz nach Mittag im örtlichen Hostel endet, geht es für mich noch bis Sonnenuntergang weiter. Das ist eben einer der Vorteile von ultraleichtem Gepäck. Ich bin energiesparender und schneller unterwegs. Dank ultraleichtem Zelt, kompakter Isomatte* und Schlafsack kann ich dabei auch meine Tage in der Länge flexibler und individueller gestalten und ohne fixer Vorausplanung übernachten.
Hier findest du übrigens meine 4,4 kg Packliste für den Fischerpfad / die Rota Vicentina.
Restaurants, vegetarisch-vegane Speisen und Ambiente
Mit dem Einzug der Surfer aus aller Welt, die hier an der Atlantikküste ihrem Lifestyle nachgehen, haben es auch zahlreiche vegetarisch-vegane Optionen in die Speisekarten vor Ort geschafft. Während die einheimischen Lokale günstig sind und den Fokus auf Fisch- und Fleischgerichte haben, findest du in den, auf eher jüngere Touristen angepassten Lokalen, ausreichend pflanzliche Alternativen. Die Preise sind dabei aber auch dem Zielpublikum angepasst und entsprechen dem mitteleuropäischen Niveau.
Traumpfade entlang des Atlantiks und Traumnacht unter freiem Sternenhimmel
Nördlich von Odeceixe beginnt der populärste Teil des Fischerpfads. Das ist mir bis dahin gar nicht recht bewusst. Da habe ich in der Vorbereitung wohl zu wenig aufmerksam in meinem Guidebook von Cicerone* recherchiert. Aber vielleicht macht gerade meine Unwissenheit, das Bevorstehende umso schöner.
An diesem Nachmittag sind jedenfalls einige atemberaubende Passagen entlang der Atlantikküste dabei. Mitunter wird es etwas abenteuerlicher. Es geht durch dichten Bewuchs. Zahlreiche Wanderer vor mir haben tunnelartige Gänge in dichtem Buschwerk gebahnt. Aufgrund meiner Größe muss ich ständig den Kopf einziehen. Mein Rucksack inkl. montiertem Solarpanel* verhängt sich immer wieder an herausragenden Ästen.
Der Weg verläuft stellenweise durch tiefen Sand. Ich bin erneut froh über meine Trail Gamaschen an den Füßen. Sie halten zuverlässig den Sand aus meinen Schuhen. Ich möchte mir nicht vorstellen, wie viel Sand in meinen Schuhen wäre, hätte ich meine Tidy Gaiters nicht an meinen Schuhen montiert. Blasen, Hot Spots und durchgescheuerte Socken und Einlagesohlen wären vermutlich die Konsequenz.
Ich wundere mich wie kurzweilig der Tag war. Die Novembersonne steht bereits tief. Zeit mich um einen Schlafplatz zu kümmern. Das dichte Buschwerk und die welligen, tiefen Sanddünen eignen sich nicht wirklich für ein Lager. Doch dann taucht er auf. Der perfekte Spot für die Nacht. Ein offenes Felsplateau hoch oben über dem Atlantik. Eigentlich weht eine steife Brise, doch eine vertiefte Mulde im Felsen bietet Schutz. Der Untergrund ist gezuckert mit einer Schicht von Sand. Ich teste, ob ich meine Heringe* in den Boden bekomme. Wider meine Erwartung lassen sich die Heringe leicht in den Boden treiben. Ich entscheide mich trotzdem für ein Biwak. Das ist dezenter und näher an der Natur. Der Himmel ist klar und ich verspreche mir eine wunderschöne Sternennacht. Ich fixiere meine Unterlage gegen den Wind und bereite mein Nachtlager inkl. Isomatte* und Schlafsack vor. Auf einem Felsen sitzend beobachte ich, wie die Sonne im Atlantik untertaucht. Nach Sonnenuntergang wird es mit dem Atlantikwind schnell recht kalt. Ich springe in mein Bett, bereit um zwölf Stunden in der Dunkelheit zu verbringen. So dunkel wird es aber gar nicht, der Mond ist schon recht voll und die Sterne funkeln. Während dieser Nacht zähle ich unzählige Sternschnuppen.
Während meiner vielen Jahre auf Wandertouren habe ich schon zahlreiche Nächte im Freien verbracht aber diese eine, am Rande des Atlantiks auf dem Fischerpfad, wird mir als eine der Schönsten in Erinnerung bleiben.
Der Fishermen’s Trail in seiner vollen Pracht – Nette Orte, spektakuläre Landschaften und Ausblicke
Einzig die beginnende Kondensation in den frühen Morgenstunden trübt meine Nacht. Ich packe meinen Schlafsack trotz der feuchten Oberfläche ein und mache mich auf den Weg. Heute komme ich durch zwei weitere nette Orte die typisch für diese Region sind: Zambujeira do Mar und Almograve.
Von diesen beiden Orten musst du dir nicht weniger Charme erwarten als von den anderen entlang des Weges. Für mich wiederholt sich meine Routine. Wasserflaschen auffüllen, eine Kleinigkeit essen oder zumindest ein wenig Proviant einkaufen. An die Schönheit des Weges habe ich mich bis hier her gewöhnt. Die Aussichten auf den Atlantik sind endlos. Selbst aus Sicht eines Menschen der eigentlich nicht viel für Strände über hat, kann man sich kaum satt sehen. Der Fischerpfad läuft sich wie von allein. Er bietet die perfekte Mischung zwischen landschaftlicher Schönheit und einfachen, sorgenfreien gehen. Die meisten meiner Weitwanderungen sind deutlich anspruchsvoller in puncto Profil, Gelände und Logistik als der Fishermen’s Trail. Aber genau das macht den Fischerpfad für mich zum Genuss. Einfach drauflosgehen und genießen. Das war das Ziel auf dieser Reise und ich merke, dass ich genau das gefunden habe, was ich diesmal gesucht habe.
Eine Nacht im Luxus am Fishermen’s Trail – Ich gönne mir ein Hostel in Vila Nova de Milfontes
Dieses Gefühl der Einfachheit und Sorglosigkeit kann ich noch toppen. Für meine nächste Nacht beschließe ich in einer festen Unterkunft unterzukommen. Ein richtiges Bett, eine warme Dusche und alles, was dazugehört. Im Vergleich zu anderen Orten entlang des Netzwerks der Rota Vicentina, ist Vila Nova de Milfontes ein recht großer Ort. Für mich liegt Vila Nova de Milfontes aber auch gerade günstig. Nach über 40 Tageskilometern erreiche ich das Ortszentrum. Kurz davor habe ich spontan ein Bett im Pirata Guest House via bookig.com* gebucht. Für sehr günstige 15€ komme ich hier unter. Das Zimmer teile ich mir mit drei Wanderern.
Ich lasse den Abend ausklingen, gönne mir eine deftige Pizza und ein alkoholfreies Bier. Ich fühle mich so richtig angekommen auf diesem Trail. Als ich ins Bett gehe, wird mir schlagartig bewusst, dass sich mein Abenteuer auf der Rota Vicentina schon langsam dem Ende zuneigt. Zwar werde ich nach dem Ende am Fischerpfad in Porto Covo noch ein paar Etappen am Historischen Weg der Rota Vicentina im Hinterland gehen, trotzdem ist bereits das Ende in Sicht.
Hostels und Unterkünfte am Fischerpfad
Das Schöne an den vielen, einfachen Unterkünften auf dem Fishermen’s Trail ist, dass sie von anderen Wanderern angesteuert werden. Dadurch ergeben sich nette Gespräche, Bekanntschaften und wer mag, findet auch leicht Anschluss für die weiteren Etappen.
Meine Unterkünfte während der Reise:
- Ankunftsnacht in Faro – 33 € Einzelzimmer inkl. Gemeinschaftsbad in Zentrumsnähe (Faro Cosy Guesthouse auf booking.com*)
- Nacht in Villa Nova de Milfontes – 15 € Bett im 4-er Zimmer (Pirata Guest House auf booking.com*)
- Nacht in Porto Covo – 20 € Bett im 4-er Zimmer (Ahoy Hostel auf booking.com*)
- Nacht in Sagres auf Rückreise – 45 € Doppelzimmer inkl. Bad (Casa Sarguito auf booking.com*)
- Nacht vor Abflug in Faro – 38€ Doppelzimmer mit Gemeinschaftsbad (Urban Bliss Guesthouse auf booking.com*)
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