Eine Woche auf dem GR 247 | Sierra de Cazorla | Andalusien | Spanien

von Weg als Ziel

Ende 2014 bin ich dank einem Thread im outdoorseiten Forum auf den GR247 Weitwanderweg Bosques del Sur im spanischen Andalusien aufmerksam geworden. Ein Weitwanderweg welcher in 21 Etappen sowie in diversen alternativen Wegeführungen (Abkürzungen und Zusatzwege) 478 km durch eine der wildesten und spannendsten Naturlandschaften Spaniens, die Sierra de Cazorla und Segura y Las Villas, führt.


Springe zu den einzelnen Kapiteln des Reiseberichts:

Prolog:

Dieser gut markierte Trail mit seiner gut gestalteten und informativen Homepage, welche auch auf Englisch verfügbar ist, kam mir sehr gelegen, denn ich wollte dieses Frühjahr rund 1 Woche auf Tour gehen, allerdings in eine Region in welcher die Temperaturen bereits über dem Gefrierpunkt liegen und wenige andere Wanderer unterwegs sind.
Soviel sei vorweg genommen: zu dieser Jahreszeit ist auf den Teilabschnitten des GR247 die ich gegangen bin so gut wie niemand unterwegs gewesen, lediglich auf ortsnahen Wanderwegen oder auf einigen Forststraßen begegnen einem einige spanische Touristen. Der Punkt mit dem Gefrierpunkt ist so eine Sache. In der Sierra de Cazorla, Segura y las Villas kann es durchaus auch im April leichte Minusgrade im Gebirge geben. Die üppige abwechslungsreiche Naturlandschaft vermag jedoch mehr als angemessen dafür zu entschädigen!

Ich habe also noch 2014 spontan einen Flug von Wien über Madrid nach Granada gebucht und mich dann langsam an die Planung gewagt.

Die Anreise ist allgemein recht unkompliziert. Ab Granada fahren 2-3 mal pro Tag Busse von ALSA direkt nach Cazorla, die Fahrt dauert in etwa 3,5 Stunden und kostet in der Größenordnung 17€ one way. Die Busse sind komfortabel und bieten meistens sogar kostenfreies WLAN, ideal für die letzten Planungen während der Fahrt. Alternativ gibt es Umsteigeverbindungen von Granada nach Jaen und von dort weiter nach Cazorla, was ebenfalls unproblematisch ist, da meist nur wenige Minuten Wartezeit erforderlich sind und man lediglich den Bus wechseln muss.

Wer es aber so macht wie ich, wird vermutlich trotz der idiotensicheren Verbindungen mehr als müde am ersten Ziel, der kleinen Stadt Cazorla am Fuße der Sierra de Cazorla, ankommen.

Übersicht der offiziellen Homepage über den von mir gelaufenen Teil des GR 247:

Der vielleicht anstrengendste Tag meiner Tour – 03.04.2015:

Mein Flug startet um kurz vor 7:00 in Wien, mein Wecker läutet also frühzeitig um 3:30. Öffis verkehren um diese Zeit noch nicht bzw. für mich unpassend, also geht es erst per Taxi, dann per S-Bahn zum Flughafen Wien. Mein Flieger landet planmäßig in Madrid und ich habe mehr als 2 Stunden Aufenthalt. Ich habe Glück und mein Anschluß geht am selben Terminal weiter, mit etwas Pech darf man in Madrid aber auch schon mal in ein Satellitengebäude wechseln in welches man nur per Zug kommt. Zwischen all den üblichen Touristen knistere ich mit meiner Hardshell durch das Flughafengebäude und schlage die Zeit tot. Weiter geht es mit Air Nostrum nach Granada. Im Landeanflug erkenne ich die noch tief weißen Spitzen der Sierra Nevada. Auch wenn ich mich zuvor regelmäßig auf einem Wanderblog der Region darüber vergewissert habe, dass die Sierra de Cazorla schneefrei ist, hoffe ich doch insgeheim keinen Schnee vorzufinden, denn dann wäre meine minimal gehaltene Ausrüstung leicht unterdimensioniert gewesen.

Am Flughafen in Granada entfessle ich meinen Rucksack aus dem fest verknoteten Schutzsack und steige in den Flughafenbus Richtung Granada Zentrum bzw. Autobusstation. Bisher lief alles absolut perfekt und es sieht so aus als würde ich den direkten Bus weiter nach Cazorla erwischen. Leider lässt sich der Chauffeur des Flughafenbuses Zeit und wartet auf 1-2 weitere Flüge um den Bus zu füllen. Für mich heißt das weitere 2 Stunden am Busbahnhof totschlagen. Als sich vegan bzw. im „Notfall“ vegetarisch ernährender Mensch wird man in Spanien nicht glücklich, so kaufe ich mir am Busbahnhof ein mehr oder minder leeres Toastbrot.

Endlich geht mein Bus Richtung Jaen. In Jaen steige ich aus dem Bus, setze mich für 10 Minuten nieder und steige in den Bus nach Cazorla ein. Überpünktlich und hundemüde erreiche ich Cazorla um ca. 20:15. Nur mit Mühe schaffe ich es gegen Ende der Busfahrt meine Augen offen zu halten. Der Buschauffeur lässt mich nicht bei der Busstation aussteigen, aus seiner Sicht meint er es gut mit mir und schmeißt mich direkt am zentralsten Platz, einem Kreisverkehr hinaus. Da ich genau während der Osterfeiertage angereist bin ist auf diesem Platz die Hölle los. Gefühlte 2000 Menschen und 25 Musikkapelle scharen sich um mir einen Empfang zu bereiten. Die meisten wundern sich jedoch wieso ein sie um mindestens einen Kopf überragender, heller Kerl mit blonden Haaren, großem Rucksack und knisternder Hardshell mitten zu Ostern aus dem Bus steigt und werfen mir überraschte Blicke zu. Vermutlich sehen sie es als Osterwunder. Mir egal, ich werfe den Personen nette Blicke und mehrere „hola, buenos dias“ zu.

Cazorla liegt beeindruckend am Rande der Sierra de Cazorla und hinter der Stadt türmen sich die Felswände empor. Die Stadt bzw. die Straßen und Gehwege selber sind teilweise so steil, dass ein Rundgang bereits einer Wanderung gleicht. Leider befindet sich meine Bleibe für die Nacht am beinahe tiefsten Punkt der Stadt und ich mache mich auf den Weg zahlreiche Stiegen hinab. Das Hotel Limas ist eine günstige aber zweckmäßige Unterkunft, welche mich 30€ für die Nacht kostet. Der Mann an der Rezeption spielt gleichzeitig Barkeeper und ist sehr freundlich. Ich frage ihn ob ich meinen Schutzsack für den Rucksack während meiner Tour hier lassen kann um mir so ~200g im Rucksack zu sparen, gerne hilft er mir weiter. Da ich bereits seit 3:30 wach bin und so gut wie nichts gegessen habe frage ich nach dem Abendessen. Meine Sprachkenntnisse sind nicht berauschend, aber ich verstehe „9 Uhr“… Ich denke mir „Jetzt ist es kurz vor 9, Essen gibt es bis 9, das ist mir zu stressig… dann lasse ich es bleiben“ (Wie sich später herausstellt startet Abendessen ab 9:00… wir sind ja schließlich in Spanien!). Ich hole mir ohne Aussicht auf ein Abendessen zwei leere Wecken Brot in einem kleinen Laden ums Eck und falle nach einigen wenigen Vorbereitungen für den nächsten Tag hundemüde ins Bett.

Cazorlas zentraler Kreisverkehr am Morgen kurz vor meinem Aufbruch, im Hintergrund die ersten Gipfel der Sierra de Cazorla:

Meine Tour beginnt – 04.04.2015:

Daten:

Etappe 10 La Iruela – La Zarza Forest House Refuge (Gegenuhrzeigersinn – Richtung Norden) ~ 22km + 1400hm
+
½ Etappe ALTERNATIVE ROUTE GR 247.2 STAGE 2: La Zarza Forest House Refuge – Coto Ríos ~ 8km + 0hm
= ~30km + 1400hm

Am Tag meines Aufbruches hole ich mir ein kleines Frühstück beim Bäcker und schlage die Zeit bis 10:00 tot. Um diese Uhrzeit öffnet der örtliche Outdoorshop und ich benötige Gas für meinen Kocher. Pünktlich um 10:05 öffnet eine Dame den Laden und verkauft mir eine Kartusche Gas. Leider ist die kleinste Kartusche eine 230er, eigentlich will sie mir die ganz Großen in die Hand geben. Mit einer 100er wäre ich am glücklichsten gewesen, aber man soll nehmen was kommt und ursprünglich war ich mir nicht sicher ob ich überhaupt Gas bekommen werde (Osterfeiertage und Öffnungszeiten bzw. Stories entsprechend dem oben angeführten ursprünglichen GR247 Thread).

Ich beschließe die ersten 2-3 Kilometer nicht dem eigentlichen Weg des GR247 Richtung Norden zu folgen, sondern gehe auf der Straße Richtung La Iruela und begib mich dort auf den Pfad. Dies erspart mir einige unnütze Höhenmeter am Rande der Stadt. Wenn ich ehrlich bin hat mich die gigantische Bergkulisse hinter Cazorla nämlich kurz zweifeln lassen ob meine Tourenvorstellung auch der Realität entsprechen wird. Der Anblick ist nämlich sehr viel alpiner als in meinen Vorstellungen.

Die ersten Schritte auf dem GR 247:

Das Wetter ist ideal zum Wandern. Sonne und Wolken wechseln sich ab, die Temperaturen liegen im Bereich 10-20 °C. Ich komme gut vorwärts und der Weg ist gut markiert bzw. selbsterklärend. Zu früh gefreut… nach 10km stehe ich auf einem kleinen Gipfel und die Markierungen sind weg. Da war doch tatsächlich ein Spanier schlammpig! Oder war ich einfach unaufmerksam?! Nichts passiert, ich zücke mein Navi, welches ich mir auf Empfehlung im ursprünglichen GR247 Thread gebraucht gekauft habe und erfahre, dass ich nur 200m parallel des Weges unterwegs bin und einen kleinen Gipfel mitgenommen habe.

Kleiner Umweg auf diesen Gipfel:

So ist also der Höhenvorteil vom Beginn der Tour wieder dahin und ich kämpfe mich retour Richtung Weg. “Argh….” Da stellt doch tatsächlich jemand einen 2m hohen Zaun im Nirgendwo auf und versperrt das einzige Tor welches einer Schotterstraße zur Zufahrt dient.

Dieser Zaun hält mich nicht auf:

Auf der anderen Seite des Zaunes etwa 200 Meter entfernt befindet sich die erste asphaltierte Straße seit Beginn der Tour und ausgerechnet dort stehen Autotouristen an einem Aussichtspunkt. Ich möchte keine Aufmerksamkeit erregen und beschließe einige Meter zurückzugehen um an geeigneter Stelle meinen Rucksack und mich selbst über den Zaun zu hieven. Weiter geht es. Der Weg folgt nun kurz dem Verlauf der Straße, dann weiter einer Schotterstraße. Ich komme gut voran, die Sonne zeigt sich immer mehr und die Temperaturen steigen.

Tolles Wanderwetter und idyllische Natur gegen Ende der Etappe 10:

Am frühen Nachmittag erreiche ich das erste Refugio La Zarza Forest House und somit das Ende der ersten Etappe. Die Hütte scheint recht neu zu sein und ist in gutem Zustand. Das Grundstück ist eingezäunt um Fauna und Homo Sapiens vor einander zu schützen.

La Zarza Forest House von außen:

Ich schmeiße meinen Gaskocher an und gönne mir meine erste “richtige” Mahlzeit seit ich meine Reise gestartet habe, einen schönen Freezerbag. Das erspart mir das verhasste Abwaschen und eine Woche halte ich das locker aus, da ich ohnehin mehr als anspruchslos bin was Essen anbelangt (solange es kein Fleisch ist). Ich fülle meine Flaschen beim naheliegenden Brunnen und beschließe noch einige Kilometer zu machen.

Brunnen nahe des La Zarza Forest House:

Die ALTERNATIVE ROUTE GR 247.2 STAGE 2 Richtung Cotos Rios lässt auf der Karte erkennen, dass der Weg hier durch besiedeltes Gebiet geht. Ich beende meinen Tag nach weiteren 8km und suche mir abseits des Weges einen schönen Platz für mein Zelt, welches ich bei Dämmerung aufschlage.

Platz für meine erste Nacht am GR 247:

Wenn ich ehrlich bin schon etwas davor… bei Sonnenuntergang um knapp vor 21:00 bzw. Dunkelheit entsprechend später sind die Tage sehr lang und ich bin kein Freund von ewigem warten. Die Nacht verläuft ruhig, lediglich in der Ferne höre ich die zahlreichen Hütehunde im Dorf Coto Rios bellen.

Ein bisschen Sonne hat noch niemandem geschadet – 05.04.2015:

Daten:

½ Etappe ALTERNATIVE ROUTE GR 247.2 STAGE 2: La Zarza Forest House Refuge – Coto Ríos ~ 8km + 0hm
+
Etappe ALTERNATIVE ROUTE GR 247.2 STAGE 1: Coto Ríos – The Campo del Espino Refuge ~22km + 1200hm
= ~30km + 1200hm

Nach einer erholsamen Nacht mache ich mich auf den Weg Richtung Coto Rios. Meine Entscheidung am Vortag mein Lager an dieser Stelle aufzuschlagen war genau richtig, denn die nächsten Kilometer gehen durch besiedeltes Gebiet. Coto Rios liegt in einem idyllischen vom Guadalquivir geformten Tal. Der Guadalquivir ist einer der größten Flüße Spaniens, ist die Lebensader von Andalusien und entspringt in der Sierra de Cazorla. Die Umgebung von Coto Rios dient als Erholungsort für spanische Touristen und bietet auch einige Campingplätze. Diese sind bereits gut besucht, ich bevorzuge jedoch abgeschiedenere Lagerplätze. Im Gegensatz zum vorherigen Tag ist die Landschaft hier geprägt von den Schwemmebenen und Auwäldchen des Flußes.

Tal des Guadalquivir:

Straße durch Coto Rios:

Zahlreiche Hütehunde (wie bereits in der vorherigen Nacht akustisch vernommen) passen auf das Vieh der Dorfbewohner auf. In dieser Gegend sind auch einige Wanderer bzw. Familien unterwegs. Coto Rios bietet einen kleinen Supermarkt.

Supermarkt in Coto Rios:

Ich schleppe jedoch mein Essen für die ganze Woche mit und benötige nichts. Nein halt, doch! Ich gönne mir eine Cola und kaufe mir für sagenhafte 10 Euro eine Sonnencreme. Trotz oftmaliger Wolken hat die Sonne am ersten Tag einige Stellen meines Körpers ärger mitgenommen als erwartet. Bei Sonnencreme bin ich sparsam weil ich das Gefühl auf der Haut nicht mag. Jetzt scheint es jedoch als würde mein mitgenommener Vorrat keine Woche reichen, wenn auch die kommenden Tage so werden. Deswegen gehe ich auf Nummer sicher. Fülle die Creme in meinen Behälter um und lasse den Rest der Tube zurück.

Einige Hundert Meter abseits des Dorfzentrums lasse ich mich nieder um 2-3 Naschereien in mich zu stopfen und mein Handy zu checken. Auch wenn ich das Gerät erst einige Monate habe, hat es mich bisher nie im Stich gelassen. Jedoch gilt „sag niemals nie“. Kaum Outdoor hängt sich das gute Teil auf und zeigt nur noch chinesische Schriftzeichen an. Ich versuche mich durch die Menüs zu manövrieren, versuche es zu reseten, etc. Nach 10 min gebe ich auf. Nie mehr ein Handy mit fest verbautem Akku. Ich packe das Handy weg im Gedanken, dass der Akku nun im Rucksack leer geht und ich bis zum Ende meiner Tour ohne Empfang bzw. ohne Wecker dastehe. Ca. 2 Stunden später bei einer weiteren Rast sollte es mir allerdings doch gelingen mich durch Zufall erfolgreich durch die chinesischen Menüs zu tippen und einen Neustart zu erzwingen: Jiha!

Der erste Teil der Etappe Richtung Campo del Espino Refuge ist geprägt von einer langen Schotterstraße. Es ist heiß und die zahlreichen Serpentinen zehren an den Nerven.

Nervenraubende Schotterstraße:

Trotz Sonne und den warmen Temperaturen bin ich in meinen schwarzen Kapuzensweater gehüllt um der Sonne keine Angriffsfläche auf der Haut zu bieten. Aufgrund der Nähe des Dorfes sind einige Tageswanderer und Radfahrer unterwegs. Ein Radfahrer macht kehr und umkreist mich mit seinem Mountainbike. Ich denke mir: „Was zur Hölle will denn der?!“ bis ich merke, dass er versucht mich mit seiner am Lenker montierten GoPro Kamera ins Bild zu kriegen. Als er endlich abdreht rede ich mir ein, dass der Kerl vermutlich einen Fetisch hat und auf Videos von stinkenden Wanderern steht…. naja jedem das seine.

Am Ende des Tales wo die Schotterstraße endet bin ich trotz des einfachen Weges recht kaputt. Ich gönne mir eine warme Mahlzeit aus der Tüte und einige Minuten Rast im Schatten. Denn wie ich weiß geht es jetzt hinauf auf die Hochebene auf über 1700 Meter und die meisten Höhenmeter stehen mir noch bevor. Noch dazu sind einige Passagen recht steil.

Pausenaussicht, ehe es rauf auf die Hochebene geht:

Ich kämpfe mich also Höhenmeter für Höhenmeter nach oben und die Landschaft wird immer spektakulärer. Ich fühle mich an die Sierra Nevada in den USA erinnert.

Immer weiter nach oben:

In einem kleinen Bächlein sorge ich für ein bisschen Körperhygiene. Auf ca. 1600 hm erreiche ich eine grandiose grüne Ebene welche in den warmen Monaten Hirten mit ihren Tieren ihr zu Hause nennen.

Hier wäre ich auch gern Hirte:



Langsam ziehen Wolken auf und es wird windiger. Als ich auf der Hochebene ankomme ändert sich die Szenerie schlagartig. Steinige, ebene Weite ohne jeglichen Bewuchs, Fernsicht auf einige der höchsten Gipfel der Sierra de Cazorla mit ihren kleinen Restschneefeldern. Die Landschaft erinnert mich ein bisschen an die Hardanggervidda in Norwegen nur mit deutlich weniger Wasser.

auf der Hochebene:

Da meine Reserven für den heutigen Tag zu Neige gehen und weit und breit keine andere Seele zu sehen ist, beschließe ich die Nacht in dem Campo del Espino Refuge zu verbringen. Außerdem hat der Wind stark angezogen und es ist kalt geworden. So spare ich mir die Arbeit mit dem Zelt Auf-/Abbau und richte mir mein Lager auf den Holzplatten.

Campo del Espino Refuge auf der Hochebene:


Ich checke die Zisterne und muss leider schon auf den ersten Blick einen langen Wurm im Wasser erkennen. Der Durst auf das Zisternenwasser ist mir trotz vorhandenem Filter vergangen und ich beschließe mit meinen Reserven auszukommen.

Besser vom Bauern gesehen, als vom Stein erschlagen – 06.04.2015:

Daten:

Etappe E16: Campo del Espino Refuge – Rambla Seca Refuge ~ 14km + 120hm
+
Etappe E15: Rambla Seca Refuge – Fuente Acero Forest House Refuge ~ 11km + 170hm
+
½ Etappe E14: Fuente Acero Forest House Refuge – El Hornico Nature Study Centre ~ 8km + 200hm
= ~33km + 490hm

In der Früh mache ich mich bei kühlen Temperaturen und leichtem Wind nach einem kleinen Frühstück auf den Weg. Die beiden bevorstehenden Etappen E16 und E15 sind jeweils recht kurz und es gilt nur wenig Höhe zu machen. Beide Etappen führen durchwegs durch die Hochebene und zählen für mich mitunter zu den schönsten Abschnitten die ich am GR247 gegangen bin.

Nach kurzer Zeit hält ein Ranger des Parks sein Fahrzeug neben mir an und spricht mich an. Mangels fehlender gemeinsamer Sprache bleibt es bei 2-3 gestammelten Sätzen und der Ranger setzt seine Fahrt fort. Generell sind einige Fahrzeuge der Parkverwaltung im gesamten Gebiet unterwegs um die Lage und die Einhaltung der Regeln zu kontrollieren. Negative Erfahrungen habe ich jedoch keine gemacht. Es gilt wie sowieso klar: Pack out what you pack in, sowie z.B. campieren nur in den Nachtstunden, jeweils nur für eine Nacht an einer Stelle und abseits von Häusern, Hütten, etc.

Die Zeit vergeht schnell. Auf meinem Weg entlang der Etappe E16 komme ich bei einer weiteren Hütte vorbei die müden Wanderern Unterschlupf gewähren würde (Refugio Canada del Rincon), welche in den Plänen auf der offiziellen Homepage jedoch nicht eingezeichnet ist und auch nicht erwähnt wird. Auf der zu empfehlenden 1:50.000 Karte der Sierra de Cazorla im Verlag editorial alpina ist sie jedoch eingezeichnet (bitte beachten, dass der nördliche Teil des Parks zusätzliches Kartenmaterial erfordert, welches ebenfalls über diesen Verlag erschienen ist!).

Etappe 16 – Hochebene, im Hintergrund rechts im ersten Bild die auf der Homepage nicht vermerkte Refugio Canada del Rincon zu erkennen:

Am Ende der Etappe 16 setze ich mich nebst dem Refugio Rambla Seca in die Sonne und mache mir mein Mittagessen. Ein neugieriger Fuchs beobachtet mich aus wenigen Metern Entfernung ehe er sich aus dem Staub macht.

Refugio Rambla Seca am Ende der Etappe 16 inkl. neugierigem Fuchs:

Beim nahen Brunnen fülle ich meine Wasserflaschen, wobei mir die zahlreichen hier weidenden Rinder Gesellschaft am Wassertrog leisten.

Brunnen bei dem Refugio Rambla Seca:

Generell ist zu den Refugios, welche mir auf der Hochebene untergekommen sind, zu sagen dass hier alle gleicher Bauart und in einem sehr guten Zustand sind. Wie überall befolgen einige Individuen jedoch nicht die allgemeinen Regeln und es kann schon mal vorkommen, dass der ein oder andere Sack Müll an einem Kleiderhaken hängt. Sie bieten in der Regel für ca. 8-9 Leute Schlafplatz und verfügen entweder über eine/n nahe gelegenen Brunnen/Wasserquelle oder eine Zisterne inkl. Handpumpe im Inneren.

Die Landschaft auf der ersten Hälfte der Etappe 15 gefällt mir sogar noch ein bisschen besser als auf der Etappe davor. Da hier deutlich mehr Bewuchs ist, würden sich hier unzählige geschützte Plätze für mein Zelt finden lassen.

Etappe 15:

Ich jedoch will weiter und erreiche das Ende von Etappe 15 und somit das Refugio Fuente Acero, welches ebenfalls über eine nahe Wasserquelle verfügt und nett gelegen ist. Das Refugio ist von anderer Bauart und etwas größer als jene auf der Hochebene (E16 und 15). Außerdem scheint hier im Normalfall mehr Menschenbesuch vorzuherrschen, denn es liegt noch einige alte Kleidung auf einem der Schlafplätze. Gegenüber des Refugios stehen die Ruinen einer alten Hütte aus Stein. Generell kommt man hier wieder in waldigere Gegenden.

Refugio Fuente Acero am Ende von E15:

Vom Refugio Fuente Acero aus besteht die Möglichkeit über die beiden alternativen Etappen GR 247.3 – Teil 1 und 2 in kurzer Zeit zurück nach Cazorla zu gelangen (~ 39 km Wegstrecke). Diese Version wäre meine persönliche Abkürzung gewesen z.B. für den Fall das irgendetwas schief gelaufen wäre und die Zeit knapp geworden wäre.

Ich jedoch entschließe mich an diesem Tag weiter Richtung Süden zu marschieren und die Etappe 14 zu beginnen. Stetig geht es bergab bis ich die enge Talsohle erreiche in welcher sich ein kleines Bächlein seinen Weg gegen Süden bahnt und sich dabei in die Gebirgssohle gräbt.

E14 Richtung Süden beginnt bergab:

Die geschotterte Piste verläuft immer entlang des Gewässers. Auch wenn nicht sonderlich spektakulär versprüht dieser Teil des Weges ein gewisses Flair. Neben dem Rinnsal würde es ebenfalls das ein oder andere tolle Stellplätzchen für mein Zelt geben. Aber es ist noch etwas zu früh.

Entlang des Baches auf E14 gibt es nette Plätze:

es gibt aber auch natürlich entstandene Brücken zu entdecken:

An 3 Stellen quert der Bach die Schotterstraße. Je nach Wasserstand kann das nasse Füße bedeuten. Heute ist das Wasser etwas tiefer als mein Knöchel und somit der Rand meiner Schuhe hoch liegt. Ich bin zu faul um meine Schuhe auszuziehen und zu blöd um die Gegend nach einer passablen Stelle zum trockenen überqueren zu suchen. Mein Gedanke: „Auf Zehenspitzen liegt der Rand meiner Schuhe höher“ stimmt zwar, jedoch liegt er dennoch zu tief und ich hole mir unnötigerweise nasse Füße. Immerhin wird meine Tour um ein Erlebnis im furten bereichert.

Hier hole ich mir nasse Füße:

Nach ca. 6 km auf der E14 sehe ich Anzeichen von Zivilisation. Einige Gehöfte samt Besitzern haben sich hier einen traumhaften Platz ausgesucht. Für mich bedeutet das erschwerte Suche nach einer Möglichkeit mein Zelt aufzustellen. Nach ca. 2 weiteren km finde ich einen nicht unbedingt schönen, aber passenden und zweckmäßigen Stellplatz der sich jedoch leider nur wenige Meter abseits der Schotterstraße befindet. Die Breite des Tales ist hier durch die steil abfallenden Felsflanken einerseits der Straße bzw. durch eine nahe Schlucht auf der anderen Seite limitiert. Gründliche Reinigung des Bodens ist aufgrund der hier vorhandenen stachelblättrigen Vegetation erforderlich, mein Groundsheet aus Tyvek kümmert sich um den Rest den ich übersehen habe.

Mein Platz für die Nacht auf E14:

Ich entscheide mich bei der Platzwahl intuitiv für die Seite auf der Schlucht welche unterhalb der Straße liegt, auch wenn ich tendenziell lieber oberhalb der Straße nächtigen würde. Einige herabfallende Steine die ich während meiner Einschlafphase auf der anderen Seite der Straße aufschlagen höre bestätigen meine Wahl: „Lieber von einem vorbeifahrenden Bauern gesehen, als von einem herabfallenden Stein erschlagen“.

Eine Nacht im Elfenbeinturm – 07.04.2015:

Daten:

½ Etappe E14: Fuente Acero Forest House Refuge – El Hornico Nature Study Centre ~ 14km + 170hm
+
Etappe E13: El Hornico Nature Study Centre – Belerda ~ 20km + 750hm
+
½ Etappe E12: Belerda – Collado Zamora Refuge ~5km + 400hm

= ~39km + 1320hm

Am nächsten Tag erreiche ich nach wenigen Kilometern die nördlichen Ufer des Embalse de La Bolera, einem Stausee, welcher neben Bewässerungsaufgaben auch touristische Zwecke erfüllt.

Nördliches Ufer des Stausees Embalse de La Bolera:

Bald stoße ich wieder auf Spuren der Zivilisation. Der erste Kontakt mit dieser an diesem Tag macht mich jedoch kurz stutzig. Knapp neben dem Wanderweg liegt eine umgestürzte Motocross am Abhang unter einem Baum, einige Meter weiter unten liegt ein Motorradhelm. Meine ersten Gedanken sind keine Guten. Ich hoffe es handelt sich um ein umgestürztes Motorrad das hier jemand abgestellt hat oder um einen Lausbubenstreich. Ich suche die Gegend kurz nach einem möglichen Verletzten ab und rufe ein paar Mal. Ich schreite vorwärts und hoffe insgeheim dass wirklich niemand verletzt wurde und ich jemanden übersehen habe.

Unglücksstelle auf E14?:

Zivilisationsspuren auf E14:

Auf dieser Etappe treffe ich auf einige wenige Wanderer und Radfahrer. Die letzte Hälfte dieser Wegstrecke führt durch eintönige angelegte Wäldchen und landwirtschaftlich genutzte Flächen. Der eingezeichnete Brunnen am Ende der Etappe 14, dem El Hornico Nature Study Centre, führt kein Wasser. Hier scheint es eine Herberge zu geben, welche allerdings nicht geöffnet hat.

Der Brunnen beim El Hornico Nature Study Centre ist trocken und die Albuerge ist geschlossen:

Ich treffe jedoch einen netten, jungen Mitarbeiter der Parkverwaltung (Vermutung meinerseits) welcher im Garten beim Nature Centre Gartenarbeit erledigt. Ich frage ihn um Wasser, er meint hier gibt es keines, lediglich aus dem Bach welcher durch das Grundstück fließt. Er sperrt den Gartenzaun auf und begleitet mich zum Bach. Da er Gummistiefel anhat besteht er mir meine beiden Flaschen zu füllen, damit ich nicht nass werde… Eigentlich wollte ich meine Flaschen ja an einer kleinen Quelle neben dem Bach füllen, die ich entdeckt habe und direkt aus den Felsen rinnt, statt das Bachwasser zu nehmen. Ich kann mich allerdings nicht klar ausdrücken und lasse dem jungen Mann die Freude und begnüge mich mit dem Wasser aus dem Bach.

Auf Nachfrage ob die „Albergue“ tatsächlich geschlossen hat meint er, dass sie geschlossen hat weil Schule ist. Ein Hotel direkt an der Straße, an welchem ich kurz zuvor vorbeigekommen bin war übrigens auch geschlossen.

Geschlossenes Hotel am E14:

Es bleibt also zu sagen, dass Unterkünfte sehr saisonabhängig betrieben werden und der GR 247 so wie ich ihn kennengelernt habe nicht unbedingt als klassische Hütten- bzw. Herbergentour geeignet ist. Auch wenn es einige Schutzhütten und immer wieder kleinere Orte gibt, sollte man sich, zumindest abseits der Hauptsaison, nicht darauf verlassen am Ende eines Tages irgendwo spontan unter zu kommen.

Die erste Hälfte der Etappe 13 ist landschaftlich wieder deutlich ansprechender als die letzten paar Kilometer und es sind einige Passagen dabei die mehr Trittsicherheit erfordern als die reinen Schotterstraßen an die ich mich bereits gewöhnt habe. Diese Etappe führt am südlichen Rand der Sierra de Cazorla entlang und in der Ferne kann man die besiedelten Gebiete in den Ebenen erkennen.

Idyllischer Beginn der E13:

E13 erfordert teilweise mehr Trittsicherheit:

Leider hat Etappe 13 auch einige autobahnähnliche Passagen aufzuweisen, die letzten paar Meter Richtung dem Örtchen Belerda sind auf einer asphaltierten Straße zurückzulegen auch bieten sich hier keine Plätze zum Campieren, da das Terrain sehr steil an den Flanken des Gebirgsrandes abfällt.

Blick auf die „Autobahn“ auf E13:

Asphaltierte Straße in der Nähe von Belerda:

Laut Homepage bietet Belerda Möglichkeiten für Übernachtungen. Wie gesagt würde ich mich je nach Saison nicht zwingend darauf verlassen bzw. würde ich mich vorab genauer informieren.

Das Örtchen Belerda:

Seit ich die südlichen Ränder des Gebirges erreicht habe weht mir ein starker Wind um die Ohren.

Ich lasse den kleinen Umweg nach Belerda aus, da es dort nichts für mich zu tun gibt und spare mir so einige Meter Ab- und Aufstieg, was allerdings bedeutet, dass ich der asphaltierten Straße für einige Zeit folge. Laut Isos der Karte sollte sich das kommende Gelände zu Beginn der Etappe 12 für mein Zelt eignen. Ich hoffe recht zu behalten, denn mittlerweile ist es stürmisch und ich habe seit langer Zeit keinen guten Platz für ein Lager identifiziert. Kurz hinter Belerda liegt Don Pedro mit dem Santuario de Tiscar, schön gelegen auf einem exponierten Hochpunkt im Gelände am Ende einer tiefen Schlucht. Ich kämpfe mich gegen den Wind durch dieses topografisch bedingte Nadelöhr. Das Wasser welches aus dem Brunnen hinter dem Santuario rinnt liegt waagrecht im Wind. Ich fülle meine Flaschen nochmals für die bevorstehende Nacht. Die folgenden Abschnitte sind sehr steil und führen durch große Terrassen mit Olivenplantagen welche an den Hängen angelegt wurden. Die asphaltierte Straße schlängelt sich parallel zum Weg, immer wieder stehen kleine Häuschen in den Plantagen, der Wind wird stetig stärker und manche Böen bringen mich ins Schwanken, noch dazu neigt sicher da Tag langsam dem Ende. Mir kommen die ersten Zweifel ob ich noch einen geeigneten Platz für die Nacht finden werde. Die Karte hatte Recht und es gibt hier flache Stellen, aber einerseits bedingt der Talkessel der gegen Südwesten exponiert ist in Verbindung mit dem Sturm aus derselben Richtung eine Düsenwirkung, andererseits ist das campieren in besiedelten Gebieten nicht gestattet und wird vermutlich auch nicht gern von den Grundeigentümern gesehen. Hinweistafeln die das Durchschreiten einiger uneingezäunter Wege mit der Androhung polizeilicher Verfolgung verbieten sprechen zumindest diese Sprache.

Campieren ist zu Beginn von E12 kaum aufgrund der Plantagen und Häuser kaum möglich:

Mittlerweile ist es nach 19:00. Um 21:00 ist es ca. dunkel. Ich habe bereits 39km und 1300hm hinter mich gebracht, die Karte bzw. die freie Sicht auf die bevorstehenden Kilometer versprechen keine Möglichkeit ein Zelt aufzuschlagen, da hier der Weg mehr oder minder gerade Richtung Norden entlang von steilen Felsflanken führt. Die nächste Hütte würde ich in 13km plus zahlreiche Höhenmeter erreichen. Das wäre dann ein 52km Tag. Ich würde es mir zwar zumuten, allerdings möchte ich nicht unbedingt mit Stirnlampe marschieren um danach festzustellen, dass es doch umsonst war. Wie gesagt kann man sich hier nicht zu 100% auf das verlassen, was man meint vorzufinden.

So suche ich also am höchsten Punkt des Kessels (darunter ist alles kultiviert bzw. besiedelt), welcher an einer Abbruchkante liegt, nach einem möglichen Platz für das Zelt.

Auf Zeltplatzsuche in unwegsamen Gelände zu Beginn von E12:

Wie man vermuten mag bedeutet diese Situierung, dass hier die Windspitzen am höchsten sind. Die Vorzeichen stehen also nicht besonders, die nächsten Behausungen liegen in Sichtweite und auf der nahen Straße fahren immer wieder Autos inkl. der Geländewagen der Parkranger vorbei. Ich suche einige Zeit die unwegsame Gegend ab und Freunde mich langsam mit dem Gedanken an einer halbwegs passablen Stelle ein notdürftiges Lager aufzuschlagen und mich Dach über dem Kopf durch die Nacht zu schlagen. Allerdings habe ich die Vermutung, dass es Regnen kommen könnte.

Ich erinnere mich an einen alten Feueraussichtsturm den ich beim Weg herauf gesehen habe und hoffe, dass um diesen herum vielleicht einige Ebene m² zu finden sind. Ich mache mich auf den Weg durchs Dickicht, finde zwar eine halbwegs gerade Fläche, aber mute meinem Tarptent den heftigen Wind direkt an der Abbruchkante in exponiertester Lage nicht zu.

Der Feueraussichtsturm in exponierter Lage:

Langsam werde ich ein bisschen nervös und hoffe eine halbwegs erholsame und trockene Nacht verbringen zu dürfen. Ich komme deshalb auf die Idee die metallene Wendeltreppe des Turmes emporzusteigen um festzustellen, dass der Turm nicht verschlossen ist.

Aufgang zum Turm:

Ich finde eine ca. 2,5 m im Durchmesser große, kreisrunde Etage vor, in deren Mitte eine weitere metallene Wendeltreppe zum höchsten Punkt im Turm hinauf führt. Ganz oben ist eine Öffnung um hinaus spähen zu können. Meine nicht sehr populäre Entscheidung die Nacht hier drinnen zu verbringen ist gefallen. Zwar hoffe ich dass es auf Grund der Öffnung oben nicht zu regnen beginnt, bin mir aber sicher, dass ich auf jeden Fall trockener bleiben werde, als wenn ich mich einfach draußen hinschmeiße (Biwacksack oder Tarp waren leider nicht dabei).

Leider stelle ich fest, dass irgendjemand in der Vergangenheit ein Feuer in dem Turm entzündet hat. Das heißt schwarze Asche bedeckt einen Teil der Grundfläche. Außerdem frage ich mich wieso hier soviel Schmutz, Staub und Schutt herumliegt… „Wer zur Hölle kommt auf die Idee Schutt in den ersten Stock dieses Turmes zu schaufeln?!“ und „verdammt nochmal wieso wurde der Eingang des Turmes genau in die Richtung angelegt aus der der Wind her pfeift?!“…

Der Turm von Innen:

Der Turm fungiert wegen seiner Öffnung oben als Kamin: Windböe bei der Tür herein und oben mit höherer Geschwindigkeit beim Loch hinaus. Ich beobachte die Situation draußen. Die nächste Straße und auch Hütten liegen lediglich in 500m Entfernung und sind direkt einsehbar. Beim Einsetzen der Dunkelheit beginne ich meinen Schlafplatz einzurichten. Es ist mühsam die Tyvekplane auf den Boden zu bekommen. Die flatternde Plane schleudert Staub in alle Richtungen und mir ist recht frisch. Endlich schaffe ich es mich auf der Isomatte und im Schlafsack zu platzieren und alles an seinem Platz zu halten. Mit dem Rucksack improvisiere ich einen kleinen Schutzschild am Eingang. Schon nach wenigen Augenblicken wird mir der Grund für all den Dreck und Schutt in diesem Turm bewusst. Jede Windböe trägt einen Teil des verwitterten Mauerwerks von oberen Ende des Turmes herab. Immer wieder rieseln Staub und Kiespartikel in mein Gesicht und auf meinen Schlafsack. In der Hoffnung nicht von einem herabfallenden größeren Stein erschlagen zu werden, verkrieche ich mich so gut es geht unter den Stufen der Wendeltreppe und ziehe die Kapuze meines Schlafsackes so fest über meinen Kopf wie nur möglich. Meine Vorstellungen das solche Stürme meistens irgendwann in der Nacht enden täuschen mich… dieser dauert weit bis in den nächsten Tag hinein an. Ich verbringe maximal 2 Stunden schlafend in diesem Turm. Dafür fresse ich mindestens 6 Stunden Staub und Dreck. Der tolle Mondschein der mir direkt durch die Eingangstür ins Gesicht blendet kann über meine Situation nicht hinwegtrösten. Ich denke mir: „Stell dir vor es ist Feenstaub!“ und „An ein bisschen Staub ist noch niemand gestorben!“… trotzdem bin ich mir nicht sicher ob die potentielle Staublunge die ich hier davontragen könnte mein Leben nicht um einige Jahre verkürzen könnte.

Am Morgen haben sich meine Probleme leicht gewandelt… Staub und Dreck in meiner Lunge ist nicht mehr das Problem. Staub und Dreck in meinem Schlafsack, in meinen Packsäcken, in meinem Rucksack, in meinen Schuhen…. Staub und Dreck überall sind nun das was mir Kopfweh bereitet. „Na bumm…. das wird ne freudige Arbeit wenn ich wieder daheim bin.“ Da macht es mir auch nichts mehr aus, als ich feststellen muss, dass meine schöne gelbe TAR Xlite von all der herumliegenden Asche schwarz gefärbt wurde.

Fuchs du hast die Sau verjagt – 08.04.2015:

Daten:
½ Etappe E12: Belerda – Collado Zamora Refuge ~13km + 600hm
+
Eigene Route: Collado Zamora Refuge – südlicher Punkt der Etappe D11 (Naciemento de Guadalquivir ~8km + 150hm
+ Eigene Route: parallel zu Etappe D11 Richtung Norden ~9km + 150hm

= ~30km + 900hm

Nach dieser ereignisreichen Nacht mache ich mich sehr früh auf den Weg und verzichte auf ein Frühstück in meinem Gefängnis der letzten Stunden. Stattdessen schlinge ich 2 Snickers während dem Gehen runter. Die weitere Wegstrecke auf der E12 Richtung Norden und Collado Zamora Refuge sind geprägt von anhaltendem Sturm. Meine Vermutung vom Vortag hat sich als richtig herausgestellt und der weitere Weg bietet so gut wie keine Plätze für ein Zelt.

E12 bietet wenig Stellplatz:

Die wenigen Plätze die ich finde sind ebenfalls sehr exponiert und windumtost. Der Weg bis zur nächsten Hütte gestaltet sich für mich mühsam. Meine Füße melden sich und plagen mich zum ersten Mal auf dieser Tour in deutlich unangenehmem Ausmaß. Der starke Wind sorgt dafür, dass mir nicht richtig warm wird. Ein zusätzlicher Layer ist mir dann doch zu warm.

Endlich erreiche ich das Collado Zamora Refuge am Ende von E12.

Refugio Collado Zamora auf E12:

Wegen des Windes verkrieche ich mich im Inneren und koche mir eine Mahlzeit. Ich pflege meine Füße so gut es geht und versuche den Staub und Dreck der vorangegangenen Nacht aus meinem Equipment zu entfernen, was mir nur zum Teil gelingt. Von diesem Punkt führt die E11 in 13 Kilometern und beinahe nur im Abstieg direkt zurück nach Cazorla. Kurz überlege ich ob ich dem Wunsch meiner Füße und meinem kleinen emotionalen Tief nachgeben soll und einfach diesen Weg einschlagen soll. Dann wäre meine Reise am GR 247 in etwa 3 Stunden beendet. Glücklicherweise siegt die Vernunft bzw. mein Durchhaltevermögen und ich entscheide mich, meine Route fortzusetzen. Für den Fall dass ich gut vorankomme habe ich mir vor der Reise vorgenommen ab diesem Punkt zu Etappe D11 (Derivacion 11) zu kreuzen und diese Richtung Norden zu verfolgen. Mein Kartenmaterial ist wie erwähnt sehr gut und der Weg ist sogar inkl. Kilometerangabe ausgeschildert.

Beschilderter Weg zur Quelle des Guadalquivir:

Hinter dem nächsten Bergrücken dringe ich wieder tiefer in das Gebirge vor und verlasse langsam die Randlage. Einhergehend lässt der Wind nach und die Sonne zeigt sich auch immer mehr. Ich bereue die Entscheidung meine Reise bereits zu beenden absolut nicht und wandere Richtung südlichem Endpunkt von D11 wo sich die Quelle des Guadalquivir befindet. Laut Informationen ist dies einer der meist besuchten Orte des Parks. Tatsächlich überholt mich das ein oder andere Fahrzeug auf meinem Weg.

Die Quellregion des Guadalquivir – südlicher Endpunkt von D11:

Die Quelle bzw. das Tal welches der Guadalquivir auf seinem Weg Richtung Norden geformt hat gefallen mir äußerst gut. Ich verfolge nicht direkt den Weg des D11, sondern bewege mich leicht westlich und parallel davon gen Norden um später auf die ALTERNATIVE ROUTE GR 247.3 Stage 1 vom Refugio CF El Sacejo Richtung Cazorla stossen zu können. Ich komme gut voran und mache den einen oder anderen Abstecher zum nahen Gewässer um die Atmosphäre zu genießen.

Die Ufer des Guadalquivir laden zum Verweilen ein:

Nach einiger Zeit erreiche ich eine Hütte die laut meiner Karte ein „guarded shelter“ ist. Das „guarded“ wurde hier wörtlich genommen, denn das Häuschen ist komplett umzäunt und das Tor mit einer dicken Kette versperrt. Wie gesagt kann man sich hier was die Übernachtungsmöglichkeit anbelangt nie sicher sein.

„Guarded Shelter“ im wahrsten Sinne:

Die Zeit verstreicht schnell und abseits der Straße entdecke ich massig schöne Plätze neben dem Fluß.

Einer der schönen Plätze am Guadalquivir:

Rund 4 km bevor ich im Norden auf die ALTERNATIVE ROUTE GR 247.3 Stage 1 stoßen würde, beginnt sich der Fluß neben mir tiefer in sein Bett einzuschneiden und formt eine tiefer werdende Schlucht, was auch mit sich bringt, dass die tollen Zeltmöglichkeiten verschwinden.

Ab hier beginnt sich das Tal des Guadalquivir zu verengen und eine Schlucht zu formen:

Obwohl es erst 17:00 ist, beschließe ich meine Zeit auf dem GR 247 etwas zu genießen und es gemütlich anzugehen. Ich gehe also ein bisschen retour des Weges um mich auf eine der Ebenen am Fluß zu begeben. Ich streune ein bisschen in der Gegend rum um mir einen Platz für mein Lager zu suchen. Ich setze mich in die Sonne und erledige die alltäglichen Campaufgaben. Ins kochen vertieft und aufgrund der Geräuschkulisse des nahen Baches merke ich nicht wie sich hinter mir ein Fuchs nähert. Als ich mich zufälligerweise umdrehe erschrecke ich ob des Fuchses der sich 5 Meter hinter mir weiter annähert. Ich springe auf um den Fuchs davon zu hindern näher zu kommen. Dieser lässt sich jedoch nicht beirren und setzt weiter auf mich zu. Ich schnappe nach meinem Trekkingstock um wild fuchtelnd den Fuchs zu verjagen. Ohne Erfolg. Eine ängstliche Seite in mir erinnert sich an die Geschichten aus der Volksschule und die Folgen der Tollwut. Eine andere Seite denkt daran wilde Tiere wild zu halten und ihnen kein Erfolgserlebnis zu gewähren, was den Diebstahl von Futter anbelangt. Ich starte also einen Scheinangriff. So wie es laut Erzählungen z.B. ja auch Bären in freier Wildbahn machen wenn sie jemanden verjagen wollen. Der Fuchs scheint den Trick jedoch zu kennen. Erst als ich einen weiteren energischeren Scheinangriff starte dreht der Fuchs ab und macht einen Bogen um mein Zelt um langsam zu verschwinden.

Ich setze mich, um nach dieser Überraschung meine Gedanken wieder zu ordnen. Als ich wieder in vollumfänglichem Besitz meiner geistigen Auffassungsgabe bin muss ich über mich selber lachen. Ich blockiere hier in freier Natur eine Engstelle zwischen einem Gewässer und einem Abhang und das in den Abendstunden. Dieser arme Fuchs wollte wahrscheinlich nur flussab auf seiner Suche nach Futter und Wasser wandern, als ihm plötzlich ein bärenimitierender Vollidiot den Weg versperrt und ihn angegriffen hat.

In den nächsten Stunden setze ich einige Urinmarken rund um mein Lager um den in den nächtlichen Stunden vorbeiziehenden Tieren eine frühzeitige Möglichkeit zu geben um auf mich aufmerksam zu werden. Scheinbar zwecklos. Denn bei fortschreitender Dämmerung höre ich am anderen Ufer des Gewässers lautes quieken. Ich sehe wie eine erschrockene Wildsau ihre beiden Ferkel ob der nahen Gefahr ins Dickicht scheucht. Leider treibt die hysterische Mutter ihren Nachwuchs direkt in ein Gestrüpp hinter dem sich eine steile, unüberwindbare Barriere befindet und die Gruppe muss nochmals laut brüllend, diesmal jedoch in die andere Richtung, an mir vorbeigetrieben werden.

Ich lege mich in mein Zelt und höre in den wachen Momenten meines Schlafes nichts außer dem Rauschen des Baches. Meine Duftmarken scheinen doch nicht ganz umsonst gewesen zu sein.

Der Ort der tierischen Begegnungen:

Keine Tour ohne Regen!? – 09.04.2015:

Daten:

Eigene Route: parallel zu Etappe D11 Richtung Norden ~6km + 250hm
+
ALTERNATIVE ROUTE GR 247.3 STAGE 1: Refugio CF El Sacejo – Cazorla ~15km +450hm

= ~21km + 700hm

In den frühen Morgenstunden gegen ca. 6:00 erwache ich kurz um die Uhrzeit zu kontrollieren und meinen Aufbruch langsam mental anzugehen. Die Glücksgefühle während der Nacht keine weiteren Geräusche von tierischen Besuchern gehört zu haben verfliegen jedoch abrupt. Eine viel unangenehmere Geräuschkulisse setzt ein: das Prasseln von Regen auf mein Tarptent. Ich fluche innerlich. Ich male mir bereits aus wie ich ein nasses Zelt mit nach Hause nehmen darf, sollte sich keine Gelegenheit zum Trocknen bieten. „Muss das sein? Kein Tropfen die letzten Tage und nun in den letzten gut 60 Minuten in der das Zelt noch auf dem GR 247 stehen hätte sollen wird es angesaut?!“ Ich beschließe mein Lager früher abzubrechen um zu verhindern, dass meine Unterkunft noch feuchter wird.
Hardshell an und raus in die Halbdunkelheit. So dramatisch sieht die Szenerie am Himmel gar nicht aus und ungefähr in dem Augenblick in dem mein Rucksack komplett gepackt ist, hört der Regen auf. „Argh!!!!“. Ich trauere meiner verlorenen Stunde Schlaf und der Möglichkeit des leichten Trocknens des Zeltes während dieser Zeit nach. Also mache ich mich auf den Weg. Die Hardshell bleibt aufgrund der morgendlichen Temperaturen vorerst an.

Ich setzte meinen Weg in Richtung Norden und dem Startpunkt auf der ALTERNATIVEN ROUTE GR 247.3 STAGE 1 beim Refugio CF El Sacejo fort. Diese Etappe bedeutet für mich die letzten rund 15 Kilometer von meiner kleinen Rundtour. Ich denke daran, wie gerne ich noch einen Tag anhängen würde. Prinzipiell habe ich auch noch einen Tag Reserve, allerdings habe ich beinahe alle Etappen des GR 247 im südlichen Teil der Sierra de Cazorla erwandert und extra die offene Etappe E11, welche in der Nähe liegt hin und retour doppelt zu erwandern sagt mir dann doch nicht zu. Man sagt ja man soll aufhören wenn es am schönsten ist.

Sagte ich gerade etwas von am schönsten sein?! Die kleinen hellen Flecken am Himmel haben mich getäuscht. Es beginnt wieder zu regnen, diesmal richtig und ich bereue meinen Aufbruch doch nicht mehr.

Wetter auf meiner letzten Etappe:

Ich erledige die gut 6 Kilometer bis zum Refugio CF El Sacejo.

Dort steht ein sehr schickes Hotel am Wegesrand inkl. Hubschrauberlandeplatz und Wetterstation. Hierher kommen also die optimistischen Wetteraufzeichnungen?! Kurz überlege ich ob ich im Namen aller getäuschten Wanderer der letzten Jahre diese Station zerdeppern soll. Entgegen der Erfahrungen der letzten Tage scheint das Hotel sogar geöffnet zu haben, zumindest sehe ich Leute im Speisesaal wie sie genüsslich ihre Rühreier und Marmeladebrote in sich reinschaufeln (na gut zugegeben, ich konnte nicht erkennen WAS sie essen, aber DAS sie essen).

Wenige Meter neben dem Hotel steht eine gemauerte Hütte.

Gemauerte Hütte auf ALTERNATIVEN ROUTE GR 247.3 STAGE 1:

“Ach, dass ist also das Refugio CF El Sacejo? Aber wieso ist es abgesperrt?”. Ich bringe alle meine Fremdsprachenkenntnisse auf und übersetzte die riesen Tafel der andalusischen Regierung, welche hier angebracht ist. Die Hütte die ich sehe ist nicht das Refugio, aber es wird in naher Zukunft an dieser Stelle mit dem Bau des Refugios begonnen. “Aha!”. Die hier angebrachte Übersicht der Etappen wurde auch korrigiert und anstelle des Refugio ein Vermerk angebracht, dass dieses in Bau ist.

Überklebte Information auf der Hinweistafel zum Refugio CF El Sacejo:

Gut nur, dass sämtliche Übersichtstafeln welche ich die letzten Tage gesehen habe, inkl. der Daten im Internet etc. diese unwesentliche Information verschweigen. “Besser spät als früh” scheint hier das Motto. Ich jedenfalls bin froh den Abend zuvor mein Zelt an der genau richtigen Stelle aufgeschlagen zu haben und mich nicht hierher weiterbewegt habe. Bei einer kleinen Rast unter einem nahen Baum, welcher mir aufgrund seiner massiven Krone Schutz vor dem Regen bietet, studiere ich die Karte und den weiteren Weg und verdrücke einen Riegel.

Der Himmel nutzt meine Pause um seine Pforten weiter zu öffnen und der Regen ist nun sehr stark. Für mich heißt das: Rucksack auf und Überhose an. Somit wurde wirklich jedes Stück Ausrüstung >20g welches ich dabei hatte zumindest einmal verwendet (abgesehen von meinem E-Book, aber das war vorallem für Flug und Bus, etc.).

Weiter geht es auf der ALTERNATIVEN ROUTE GR 247.3 STAGE 1 Richtung Cazorla, dem Endspurt.

ALTERNATIVEN ROUTE GR 247.3 STAGE 1 Richtung Cazorla:

Endspurt ist hier wortwörtlich zu nehmen. Der Regen verlieh mir Flügel und ich bin regelrecht die letzten Gipfel hochgerannt. Diese Etappe ist wieder deutlich alpiner als die vorhergehende. Trotz Nebel und wenig Sicht erinnert mich die vorbeiziehende Landschaft an die Alpen.

Nebel und Sicht auf der ALTERNATIVEN ROUTE GR 247.3 STAGE 1 Richtung Cazorla:

Das ein oder andere Mal sehe ich mir den Fortschritt auf meinem Navi an bzw. checke die Richtung. Ich habe wenig Lust mich bei Nebel zu irren und unnütz in die falsche Richtung zu pilgern. Der Weg ist jedoch gut ausgewiesen und ich komme nicht davon ab. Ab ca. 1600 Höhenmetern beginnt der Regen in Schneeregen überzugehen. Glücklicherweise bleibt kein Körnchen liegen, die Spur wird jedoch matschiger und ausreichend Dreck gelangt in meine feuchten Schuhe um mich zu nerven. Ich nehme mir jedoch keine Zeit die Schuhe auszuschütteln und kurze Laufgamaschen nenne ich (noch) nicht mein Eigen.

Die Wegweiser die alle paar Kilometer angebracht sind bzw. meine Karte und Navi zeigen, dass ich mein Ziel bald erreicht habe. Als ich die oberen Flanken meines letzten Anstieges erreiche lässt der Regen nach und hört beinahe komplett auf. Bis ich am obersten Punkt des letzten Pass stehe hat es aufgehört, die schweren Wolken hängen zwar noch über mir, aber als magisch und regelrecht symbolhaft erkenne ich von diesem letzten Hochpunkt meiner Reise die ersten hellen Sonnenstrahlen welche sich durch Wolkenlöcher in der Ferne schlagen.

Sonnenstrahlen in der Ferne, süd-westlich der Sierra de Cazorla:

Nach den letzten Stunden im Regen und meinem schnellen Schritt verspüre ich ein Glücksgefühl und auch wenn mein Weg faktisch noch nicht zu Ende ist und die letzten Höhenmeter bis Cazorla bergab zu überwinden sind, fühle ich mich am Ende meiner Reise angekommen.

Glücksgefühle

Ich habe mir ursprünglich vorgenommen während diesen vergangenen Tagen über einige Dinge nachzudenken um mir Klarheit bezüglich einiger Dinge zu verschaffen. Insbesondere was meine zukünftige Vorstellung meines Lebens betrifft. Auch wenn ich keine konkreten Lösungen oder Antworten gefunden habe, weiß ich an diesem Punkt, dass dies überhaupt keine Rolle spielt und alleine die Zeit in der Natur mit mir alleine und alle Erfahrungen währenddessen, vollkommen ausreichend waren und tief in mir drinnen nun Klarheit herrscht.

Ich merke wie beim Abstieg eine gewisse Konzentration und Anspannung nachlässt. Ich zwinge mich selbst mich auf den Weg zu fokussieren, denn der Abstieg Richtung Cazorla erfordert ein bisschen Umsicht, insbesondere da der Untergrund feucht und rutschig ist.

Abstieg nach Cazorla:

Kurz vor Cazorla herrscht wieder Sonnenschein und schon von Weitem erkennt man das Örtchen in seiner fantastischen Lage am Rande der Sierra de Cazorla liegen.

Kurz vor Cazorla:

letzter Blick zurück:

Ich gönne mir noch die ein oder andere Rast in der Nahen Umgebung bevor ich beschließe in dem Städtchen einzumarschieren. Schöne Häuschen liegen an den Hängen, welche mit sehr steilen asphaltierten Sträßchen mit dem Dorfzentrum verbunden sind.

Die ersten Spuren der Zivilisation vor Cazorla:

Meine Knie sind diese Art des Untergrundes nicht gewohnt und vernehmen ein leichtes Zwicken.

Als hätte es jemand gewusst, hat ein findiger spanischer Geschäftsmann direkt am Ortseingang einen Getränkeautomaten aufgestellt. Schon seit Tagen freue ich mich auf eine kalte Cola.

Erster Getränkeautomat in Cazorla (rechts hinten):

Ich schmeiße einen Euro in das Gerät und öffne die Dose. Ich bin definitiv zurück in der Zivilisation, also dem wahren Leben nahe. An dieser Stelle bin ich mir jedoch ziemlich sicher, dass das wahre Leben doch da draußen stattgefunden hat, wo die wichtigen Dinge die unter anderem die richtige Wahl des Platzes für die Nacht oder die Befriedigung aller wesentlichster Grundbedürfnisse wie z.B. Nahrung und Wasser darstellen.

Diese Nacht stellt sich nicht die Frage wo ich mein Zelt aufschlage. Am Vortag habe ich meine Freundin telefonisch kontaktiert, damit sie mir selbe Hotel (Limas) in Cazorla buchen kann wie bei meiner Ankunft (Anmerkung: Empfang hatte ich die meiste Zeit, lediglich einige enge Täler oder Punkte tief im Gebirge boten keinen Anschluss). Ich kann also meinen hier gelagerten Schutzsack für den Rückflug ohne Umweg abholen.

Im Zimmer nutze ich die letzten Stunden in dieser Gegend um mein Equipment zu trocknen und so gut es geht zu reinigen.

Letzte Hinweistafel des GR 247 in Cazorla:

Epilog – 10.-12. bzw. 13.04.2015:

Am kommenden Tag kehre ich auf demselben Weg nach Granada zurück wie ich hergekommen bin. Diesmal geht sich eine direkte Busverbindung aus. Bei der Rückfahrt hat der Bus rund 15 Minuten Verspätung, was für mich nicht weiter tragisch ist, da ich den 10. und 11. April in Granada verbringe und keinen Anschluss habe.

Ich mache ein bisschen Sightseeing und gönne mir ein Essen in einem Restaurant das vegane Speisen serviert. Mit meiner Kleidung welche ich bereits seit über einer Woche am Körper trage, meinen staubigen Wanderschuhen in Schuhgröße 49 welche links und rechts jeweils unterschiedliche und interessante Schnürungen aufweisen bzw. mit meiner raschelnden Hardshell passe ich nicht in das touristisch geprägte Stadtzentrum. Insgeheim wünsche ich mich zurück auf den GR 247, weg von den pompösen Parfümerien hin zu der Wildsau mit seinen zwei Ferkeln. Die zwei Tage Granada waren rückwirkend gesehen zu lange. Zwar ist die Stadt äußerst schön, aber Sightseeing und Kultur liegen mir nicht sonderlich. Jedem dem das genau so geht empfehle ich einen Tag.

Am 12. geht mein Flug von Granada nach Madrid um die Mittagszeit. Der Flughafenbus bringt mich für 3 € und pünktlich laut Fahrplan zum Flughafen. Der Flughafen in Granada ist klein, aber angenehm. In der Wartezeit nutze ich mein E-Book. Das mitgeschleppte Gewicht muss sich ja rentiert haben.

Pünktlich kreist das Flugzeug über Madrid, leider fliegt es Schleifen. Für den Umstieg zu meinem Anschlussflug nach Wien hätte ich planmäßig 45 Minuten Zeit. Mir war von vornherein klar, dass dies recht knapp ist, allerdings gab es keine besseren Flugverbindungen und ich bin das Risiko eingegangen. Ich lande um 15:26, der Anschluss geht um 15:45. Der Bus bringt die Passagiere zum Terminal. Es ist 15:35 und ich betrete das Flughafengebäude, ein Blick auf die Monitore verrät: Gate für Flug nach Wien ist closed… Ich sprinte trotzdem. Das Gate befindet sich am selben Terminal, der Sprint dauert ca. 3 Minuten. Das süffisant grinsende Bodenpersonal weist mich darauf hin, dass das Gate geschlossen hat. Ich sehe den Flieger noch am Finger hängen, trotzdem verweist man mich an den Iberia Service Schalter. Ich bin nicht der einzige Betroffene. Viele weitere Passagiere mit Anschlussflügen in alle möglichen Himmelsrichtungen haben ihren Anschluss verpasst. Es herrscht Chaos, die Schlange wird länger und länger. Die Mitarbeiteranzahl wird von 1 auf 2 erhöht. Mein Sprint hat mir zumindest eine Position ganz vorne in der Schlange beschafft. Ich werde per Shuttle in ein flughafennahes Hotel gebracht und erhalte einen Anschlussflug für den kommenden Tag.

So darf ich ein weiteres Mal einen zivilisierten Speisesaal mit den optischen und olfaktorischen Vorzügen eines GR 247 Wanderers bzw. dessen Kleidung beglücken und habe ein madrilenisches Hotel von Innen gesehen.

Folge mir auf meinem Weg, leichter, weiter, schneller...

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