Der Colorado Trail, knapp 800 Kilometer durch die amerikanischen Rocky Mountains. Mein Thru Hike durch dieses gigantische Gebirge im US Bundesstaat Colorado war ein besonderes Erlebnis. Schwindelige Höhen, extreme Wetterlagen, grandiose Aussichten, eine abwechslungsreiche Tierwelt und viele weitere Aspekte machen den Colorado Trail zu einem ganz speziellen Weitwanderweg.
Der Colorado Trail
Die Colorado Trail Foundation kümmert sich als Nonprofitorganisation um den Bestand und die Entwicklung des Colorado Trails. Laut deren offiziellen Angaben schlängelt sich der Colorado Trail über 567 Meilen (913 Kilometer) zwischen Denver und Durango durch einige der spektakulärsten Landschaften der Rocky Mountains in Colorado. In und um die Gegend der Collegiate Peaks Wilderness hat der ambitionierte Thruhiker die Qual der Wahl. Der Colorado Trail teilt sich in eine Ost- (Collegiate East Route) bzw. Westvariante (Collegiate West Route). Üblicherweise wählt man eine der beiden Varianten und kommt so am Ende eines erfolgreichen Thruhikes auf eine Gesamtdistanz von etwa 780-790 Kilometer. Wer alle Teile des Colorado Trails erkunden möchte kann auch via des Collegiate Loop die Ost- und Westvariante kombinieren und einmal im Kreis um die Collegiate Wilderness wandern.
Insgesamt durchquert man am Colorado Trail sechs Wilderness Areas und acht unterschiedliche Mountain Ranges. Je nach Variante bewältigt man dabei 23.000 bis 27.000 Höhenmeter im Aufstieg. Mit einer Durchschnittshöhe von über 3.100 Höhenmetern und dem höchsten Punkt auf über 4.040 Höhenmetern gilt der Colorado Trail als der höchstgelegene Weitwanderweg der USA.
Ein guter Teil des Colorado Trail verläuft entlang der Strecke des Continental Divide Trail. Dieser Weitwanderweg führt von Mexiko nach Kanada entlang der kontinentalen Wasserscheide (Continental Divide). Das heißt auch am Colorado Trail bewegt man sich oft entlang der Continental Divide. Westlich dieser Wasserscheide entwässert der nordamerikanische Kontinent in Richtung Pazifik, östlich davon in den atlantischen Ozean.
Die Bedingungen für ein Abenteuer könnten also kaum besser sein.
Mein Colorado Trail Thru Hike
Southbound oder Northbound?
Zu Beginn jeder Weitwanderung stellt sich meist die Frage der zu gehenden Richtung. Der Colorado Trail kann prinzipiell in beide Richtungen begangen werden. Also entweder Southbound (in südliche Richtung) mit Start in Denver nach Durango oder Northbound (in nördliche Richtung) in umgekehrter Richtung. Der Großteil der Thruhiker am Colorado Trail entscheidet sich für die Variante mit Start in Denver und Ende in Durango (Southbound). Gründe dafür sind vorallem der sanftere Einstieg in Denver. Die höhsten Höhenlagen, schwierigeren Anstiege und Bedingungen finden sich deutlich weiter südlich von Denver. Bei einem Start in Durango warten unmittelbar die Schwierigkeiten der San Juan Mountains auf den Wanderer (Höhenlage, Exponiertheit, Abgeschiedenheit, längere Abschnitte ohne Versorgungsmöglichkeit, etc.).
Ich habe mich entgegen der üblichen Herangehensweise für einen Start in Durango entschieden (Northbound). Das hatte ganz einfach logistische Hintergründe. Ich bin von Kalifornien via Zug und Bus nach Colorado gereist. Die Anreise nach Durango war dementsprechend kürzer und logischer. Außerdem ging mein Rückflug von Denver. Ich wanderte also in Richtung meinem Ziel und musste nicht nach Ende meiner Wanderung mühsam z.B. per Bus nach Denver reisen. Das hätte auch im Falle eines frühzeitigen Abbruchs (z.B. durch Verletzung) oder wenn mir die Zeit ausgegangen wäre Vorteile gebracht.
Ich mag außerdem die Herangehensweise schwierigere Anforderungen zu Beginn zu meistern. Zu Beginn sind die körperlichen Reserven meist größer. Die Voraussetzung einer guten Fitness habe ich ohnehin bereits mitgebracht und ich musste mich nicht einlaufen bzw. meine Hiker Legs erarbeiten. Höhenakklimatisiert war ich ebenfalls bereits durch meinen dreiwöchigen Aufenthalt in der Sierra Nevada in Kalifornien, welche eine ähnliche Höhenlage aufweist wie der Colorado Trail.
Während meiner gesamten Wanderung habe ich nur einen anderen Wanderer getroffen der Northbound unterwegs war. Southbounder begegneten mir täglich unzählige. Bei der Wahl der Richtung sollte man also mitberücksichtigen ob man lieber alleine wandert oder auch tagsüber mal gerne Begleitung hat. Denn der Colorado Trail bietet definitiv viele Chancen auf Trail Community. Viele Wanderer die mir begegnet sind waren in kleinen Gruppen unterwegs die sich meist entlang des Weges gebildet haben.
Collegiate West oder Collegiate East Variante?
Bei der Wahl der Variante in der rund um die Collegiate Wilderness fiel meine Entscheidung ganz eindeutig auf die Collegiate West Route. Fast einheitlich wird berichtet, dass die Collegiate West Route die schönere und spannendere der beiden Varianten ist. Die Collegiate West führt in höheren Höhenlagen, ist exponierter, liegt meist über der Baumgrenze, ist ein paar Kilometer länger und inkludiert einige Höhenmeter mehr als die Variante im Osten.
Ich habe keinen Vergleich zur Collegiate East, kann aber bestätigen, dass die Collegiate West Route, neben den San Juan Mountains, eines der Highlights entlang des Colorado Trails ist. Sie ist körperlich fordernd aber Höhepunkte wie z.B. Lake Ann Pass oder Hope Pass belohnen für die Mühen.
Herausforderungen am Colorado Trail
Der Colorado Trail ist ein Wanderweg der fast ausschließlich im Gebirge verläuft und dabei große Distanzen und viele Höhenmeter überwindet. Körperliche Fitness und mentale Stärke sind also eine Grundvoraussetzung für die erfolgreiche Bewältigung des Trails.
Erfahrung im Gebirge bzw. der Natur und ihren Gefahren sowie Kenntnisse und Umgang mit der Ausrüstung sind ebenfalls wichtige Punkte.
Neben den üblichen Herausforderungen die eine Weitwanderung bzw. ein Thru Hike an einen Wanderer stellen waren insbesondere das Wetter und die Höhenlage Faktoren die zu meistern waren.
Wetter
Das Wetter am Colorado Trail verdient ein ganz eigenes Kapitel. Ich kann vorweg zusammenfassen, dass ich das Wetter am Colorado Trail unterschätzt habe. Viele Berichte und Aussagen von ehemaligen Thru Hikern erwähnen die häufigen Gewitter die während der Monsunzeit im Juli und August auftreten können. Damit einhergehend sind Blitzschlag, Temperaturstürze, Starkregen und Hagelschauer Gefahren die in den Sommermonaten immer präsent sind. Generell sind die Temperaturen meist hoch und angenehm. Nur kurze Zeit bevor ich auf dem Trail gestartet bin hatte Colorado mit einer Hitzewelle und Temperaturen um die 40 °C zu kämpfen. In hohen Lagen kann es aber durchaus auch im Sommer einstellige Temperaturen oder gar Schneefall geben.
Die Grundannahme am Colorado Trail lautet, dass insbesondere am späteren Nachmittag immer mit Gewittern gerechnet werden muss und man für nächtliche Temperaturen bis an den Gefrierpunkt vorbereitet sein sollte. Also eigentlich Situationen auf die man in vielen Gebirgen, egal wo, vorbereitet sein sollte. Was ich auf meinen Touren auch bin.
Während meiner 18 Wandertage hat der Colorado Trail seinem Ruf ein gewittriger Trail zu sein allerdings wahrlich alle Ehre gemacht. An insgesamt 16 Tagen hatte ich mit Niederschlag zu kämpfen. Die Intensität reichte dabei von leichtem Nieselregen bis zu starkem Hagel und Sturmböen. Oftmals haben sich unterschiedliche Intensitäten mehrmals am Tag abgewechselt. Die Gewitter und Regenschauer kamen meist sehr plötzlich. Die Dauer reichte von wenigen Minuten bis mehrere Stunden. Entgegen der Aussagen Gewitter bilden sich meist am späten Nachmittag, musste ich meist schon ab der Mittagszeit bereits mit schlechtem Wetter rechnen. In puncto Häufigkeit und Dauer übertraf der Regen am Colorado Trail meine Erwartungen deutlich. Meine minimalistische Silpoly-Regenjacke von Lightheart Gear stieß regelmäßig an ihre Grenzen. Die Nähte liesen Wasser durch. Durch den Dochteffekt sog sich meine Kleidung darunter meist voll Wasser. An vielen Tagen war ich komplett nass, an vielen Tagen stieg ich nass ins Zelt, regelmäßig zog ich früh morgens die noch nasskalte Kleidung an. Socken und Schuhe waren dauerfeucht und führten zu schmerzhaften wunden Stellen an der Oberseite meiner Füße.
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Einige Male hatte ich Angst zu unterkühlen. Ausgesetzt über 3.500 Höhenmetern im Abstieg durch verblocktes Gelände, durchnässt, bei starkem Wind steigt der Herzschlag. Blitze zucken links und rechts. Die hohen Gipfel, die bekannten Colorado 14.000er (Berge über 14.000 Fuß), werden ringsum von Blitzen malträtiert. Stehenbleiben in die Hocke gehen und sich vor den Blitzen schützen oder doch weiterlaufen und nicht unterkühlen? Nach stundenlangem Dauerregen eine Flußquerung spät abends oder doch lieber auf morgen warten? Situationen und Entscheidungen in einer Häufigkeit wie ich sie bisher auf keiner Tour hatte. Teilweise sehr unangenehm aber im Nachhinein betrachtet habe ich sehr viel aus diesen Situationen gelernt. Gefahreneinschätzung, wie reagiere ich auf Nässe, drohende Unterkühlung, etc.? Was kann ich dagegen tun bzw. was wirkt in diesem Fall am besten? Die Erfahrung macht einen weiser.
Der Sommer 2022 gilt übrigens als einer der nassesten der letzten Jahre. Vielleicht hatte ich einfach nur Pech mit dem Wetter.
Höhenlage
Auf dem Colorado Trail bewegt man sich fast durchgehend auf über 3.000 m Seehöhe. Viele Stellen, insbesondere die zahlreichen Pässe, liegen aber auch deutlich darüber. Das ist auch einer der Hauptgründe wieso der typische Colorado Trail Thruhiker im tiefer gelegenen Norden beginnt. Auf diesem Weg hat der Körper mehr Zeit zur Höhenakklimatisierung. Wobei tiefer gelegen relativ ist. Der tiefste Punkt am Colorado Trail liegt auf etwa 1.700 Höhenmeter und befindet sich am nördlichen Startpunkt, dem Waterton Canyon bei Littleton.
Ich merkte insbesondere jenseits von 3.500 Höhenmetern einen Abfall meiner Leistungsfähigkeit. Bei 3.700 Höhenmetern fehlt dann der Sauerstoff in den Muskeln so richtig. Anstiege die mich üblicherweise kaum ins Schwitzen bringen, erforderten in diesen Höhen einen hohen Arbeitsaufwand. Die täglichen Durchschnittshöhenmeter lagen beispielsweise letztes Jahr am Nordalpenweg (bei fast identem Durchschnitt der Tagesdistanz ~44-45km) deutlich über den durchschnittlichen Höhenmetern am Colorado Trail (2.200m+ Nordalpenweg vs. 1.450m+ Colorado Trail). Trotzdem war der gefühlte Leistungsaufwand am Colorado Trail etwa gleich groß wie jener am Nordalpenweg.
Verpflegung und Ortschaften
Der Colorado Trail führt durch einige Wilderness Areas und viele abgeschiedene Flecken in Colorado. Wobei der südliche Teil abgeschiedener ist und mit dem Norden immer zivilisationsnäher wird. Ebenso verhält sich auch die Netzabdeckung für das Mobiltelefon. Im Süden war der Empfang über das T-Mobile Netz noch recht bescheiden, spätestens im nördlichsten Drittel des Weges aber spätestens alle paar Stunden (schwach) vorhanden. Die Anzahl der Orte und somit der Möglichkeiten zur Verpflegung gestaltet sich gleich. Meist quert der Trail einen Highway und es gilt per Anhalter oder öffentlicher Shuttlebusse in eine nahegelegene Ortschaft zu gelangen. Der Colorado Trail erfreut sich immer größer werdender Bekanntheit und Beliebtheit. Die meisten Highways sind während der Sommer- und Urlaubssaison viel befahren. Meist muss man nicht lange auf eine passende Mitfahrgelegenheit warten. Die Orte liegen unterschiedlich weit vom Trail entfernt. Teilweise sind sie fußläufig zu erreichen (z.B. direkt am Trail Copper Mountain), andere liegen deutlich weiter entfernt (z.B. Gunnison ca. 50 km per Straße entfernt). Das Angebot in den Orten ist oft auf Wanderer ausgerichtet. Es gibt leistbare Hostels (z.B. Ravens Roost in Lake City), dezidierte Hiker Places (z.B. Haydukes Hideout in Salida) aber auch Trail Angels bei denen man unterkommen und duschen kann.
Das Angebot der Lebensmittelversorgung reicht von riesig (z.B. Walmart in Salida) bis minimalst (z.B. General Store in Twin Lakes). Aber generell muss man am Colorado Trail nicht verhungern. Die Möglichkeiten und Häufigkeit zur Versorgung übersteigt jene der meisten anderen US-Weitwanderwege.
Entlang des Weges warten einige nette Orte mit amerikanischer Geschichte. Viele Orte sind alte „Mining Towns“ und versprühen den Charme alter Minenstädte und versetzen einen zurück in die Zeit des großen Goldrausches. Die Namen der Orte lassen vielfach schon auf deren Entstehungsgeschichte schließen, z.B. Silverton oder Leadville.
Dauer
Üblicherweise werden für einen Thru Hike am Colorado Trail etwa vier Wochen veranschlagt. Viele Wanderer halten sich auch an die von der Colorado Trail Foundation definierten Segmente und erreichen dadurch nach etwa einem Monat ihr Ziel.
Für mein Vorhaben hatte ich einen recht engen Zeitrahmen zur Verfügung. Zwischen Anreise zum Colorado Trail und Rückflug nach Österreich lagen lediglich drei Wochen. Ich wusste also, dass ich maximal 20 Tage für meinen Thru Hike zur Verfügung hatte. Um noch 1-2 Tage in Denver zur Verfügung zu haben wollte ich jedoch knapp darunterbleiben. Ich wollte aber auch nicht viel zu früh an meinem Ziel in Denver ankommen. Mehr Zeit in amerikanischen Städten heißt meist hohe Ausgaben (Hotelübernachtungen sind teuer) und für meinen Geschmack bieten sie meist nicht viel Interessantes. Idealerweise würde mein Thru Hike also 18 Tage in Anspruch nehmen.
Das Wetter hat es erschwert eine gleichmäßige Verteilung der Tagesdistanzen sicherzustellen. Aufgrund der vielen Gewitter und der schlechten Wetterlagen war nie garantiert, dass ich die angepeilte Tagesdistanz erreichen kann. Deswegen habe ich insbesondere zu Beginn mehr gepusht. Die Gewitter hetzen einen regelrecht über die Gebirgspässe. Die Zeitfenster zwischen schlechten Wetterphasen hetzt man also den Berg hoch und macht Zeit gut, in der schlechten Phase verliert man jedoch Zeit. In den letzten Tagen konnte ich etwas Tempo herausnehmen da ich genug Zeit bis zu meinem Abflug zur Verfügung hatte. Im Endeffekt bin ich auf eine recht ausgeglichene Bilanz bei den Tagesdistanzen gekommen. Nach knapp unter 18 Tagen bin ich in Littleton bei Denver und somit am nördlichen Ende des Trails angekommen.
Tiere am Colorado Trail
Ich war überrascht ob der Vielfalt und Häufigkeit meiner Tierbeobachtungen am Colorado Trail. Auf bisher keinem anderen Trail habe ich so häufig Tiere gesehen. Von groß bis klein war alles dabei. Mäuse, Chipmunks, Pikas, Hasen, Kaninchen und andere Nager. Murmeltiere, Rehe und Hirsche. Sogar Elche, Koyotengehäul und vieles mehr waren dabei. Auch wenn ich keine gesehen habe gibt es Klapperschlangen, Bären und Pumas entlang des Weges.
Scheinbar nehmen die Bärenbegegnungen, insbesondere in zivilisationsnahen Gegenden, zu. Entlang des Colorado Trails gibt es keine Verpflichtung einen bärensicheren Container (z.B. Bear Vault) zur Essensaufbewahrung mit sich zu führen. Die Verwendung von bärensicheren Säcken (z.B. Ursack) in Kombination mit geruchsdichten Säcken wird empfohlen.
Üblicherweise hatte ich nachts mein Essen im Zelt. Gelagert habe ich es in meinem Aufbewahrungssack aus Silnylon sowie zusätzlich in einem geruchsdichten Opsak neben meiner Isomatte. In einer Nacht habe ich mein Essen per Bear Hang gelagert. Das diente aber eher zum Üben eines korrekten und funktionierenden Bear Hang (via PCT Methode).
Fazit
Der Colorado Trail erfreut sich immer größerer Beliebtheit. Die Anzahl der Wanderer die ich getroffen habe hat mich überrascht. Die wachsende Beigeisterung für lange Trails zeigt sich auch auf dem Colorado Trail. Viele erfahrene Thruhiker aber auch Neulinge waren diesen Sommer unterwegs. Der Colorado Trail eignet sich auf Grund seiner Länge/Dauer für jeden erfahrenen Thruhiker der zeitlich gerade keinen der ganz großen Trails wie z.B. den Pacific Crest Trail wandern kann aber genauso für Einsteiger ins Weitwandern die sich (noch) nicht auf die ganz langen Distanzen wagen.
Viele Abschnitte des Colorado Trail verlaufen über der Baumgrenze und bestechen durch geniale Aussichten. Der Weg schlängelt sich vorbei an einigen der höchsten Bergen welche die kontinentalen Vereinigten Staaten zu bieten haben. Viele dieser Gipfel könnten auch via Nebenausflügen erklommen werden. Meist bewegt man sich in alpiner Tundra. Unendliche Ebenen werden vom ebensolangen schmalen Trail durchzogen. Die Weite ist unvergleichbar mit jenen hier in Europa. Campieren ist eigentlich überall gestattet und wunderschön. Auch wenn der Trail nicht an die Schönheit der Sierra Nevada in Kalifornien heranreicht (z.B. John Muir Trail, Pacific Crest Trail, usw.) ist er ein Juwel.
Getrübt wurde meine Wanderung vom Wetter. Der viele Regen und der fehlende Sonnenschein haben mir merkbar aufs Gemüt geschlagen. Die Bedingungen waren dadurch erschwert bzw. mir ungewohnt. Die knappen Wetterfenster haben mich angetrieben, mich zeitweise gar gehetzt. Die Höhenlage hat mich verlangsamt bzw. vieles von mir abverlangt. In Summe waren das viele neue Erfahrungen, die teilweise mühsam waren. Das Gefühl und das Wissen diese Missstände gemeistert zu haben hat mich aber gestärkt und meine Weitwanderqualitäten definitiv verbessert.
An einigen Stellen, insbesondere an Wochenenden und in zivilisationsnähe, stören Mountainbiker oder gar Motocrossfahrer. Der Colorado Trail ist teilweise ein Multiusetrail und für die Verwendung dieser Gefährte offen. In Summe ist das aber nur ein kleiner negativer Beigeschmack welcher das Gesamterlebnis nicht trüben kann.
Die Häufigkeit der Ortschaften insbesondere im Norden reduziert die Erforndernis viel Essen mit sich zu tragen. Die Community am Trail ist stark ausgeprägt. Die Menschen in den Ortschaften sind freundlich und hilfsbereit und an Wanderer gewohnt. Einige Abschnitte sind trotz des vielen Regens relativ trocken bzw. gibt es wenige Quellen. Langsamere Wanderer sind also in einigen Abschnitten gezwungen größere Mengen Wasser zu transportieren. Alles in allem sind aber auch diese Herausforderungen mit ein bisschen Planung gut zu bewältigen.
Zugegeben ich hatte meine Höhen und Tiefen während meines Thru Hikes am Colorado Trail. Dieser Trail steht seit einiger Zeit auf meiner Wunschliste. Ich war noch nie zuvor in Colorado oder den Rocky Mountains. Mit dieser Wanderung habe ich mir diesen Traum erfüllt. Ich hatte eine andere Vorstellung vom Trail und dieser Gegend im Gesamten. Aber ich bin nicht enttäuscht, allenfalls überrascht. In Summe bin ich aber eines, glücklich diesen Weg gegangen zu sein. Der Colorado Trail war ein Erlebnis, ein wunderschönes. Dieses Erlebnis hat Lust auf mehr gemacht. Lust darauf auch andere Ecken von Colorado und den Rocky Mountains zu erkunden. Vielleicht auch eines Tages entlang der gesamten Continental Divide?
Statistik
Distanz: 790 Kilometer
Höhenmeter im Aufstieg: 26.000 hm+
Dauer: < 18 Tage
Zeros (Pausentage): 0
Neros (Tage mit wenig Distanz): 1 Tag in Lake City (16 km)