Das war es also. Das Jahr 2020 ist Geschichte. 2020 war eines dieser Jahre an das man sich erinnern wird. Das wurde auch schon von vielen Jahren davor behauptet. An das vergangene Jahr wird man sich aber ausnahmsweise wirklich erinnern. So wirklich richtig erinnern. Kein Mensch wird sich an die olympischen Medaillengewinner*innen von 2020 erinnern (Olympia 2020 fand nicht statt), niemand wird seinen Enkelkindern von der epischen Weltreise nach der bestandenen Matura 2020 erzählen. Aber von Corona, von Covid-19, dem allbeherrschenden Virus, davon wird man auch noch in vielen Jahren sprechen.
Das Jahr, in dem die Erde stillstand. Fast. Aber der Mensch ist bekanntlich anpassungsfähig. 2020 galt es kleinere Brötchen zu backen. Trotz zahlreicher Restriktionen und Einschränkungen war mein persönliches Outdoor- und Sportjahr 2020 äußerst erfolgreich.
Highlights
Min Weag
Von Ende Mai bis Ende Juli legte ich alle Etappen entlang von „Min Weag“ rund um Vorarlberg zurück. Die offiziellen 31 Etappen fasste ich in 8 Teilabschnitte zusammen und umrundete Vorarlberg einmal komplett. Unüblich für mich war dabei der Ansatz eine komplette Weitwanderung in Abschnitte zu gliedern und diese tageweise zu erwandern. Die Corona-Situation erschwerte oder verunmöglichte Auslandsreisen und dadurch legte ich meinen Fokus auf die Gegend vor meiner eigenen Haustüre. Eine tolle Alternative. Ich war positiv überrascht wieviel Spaß ich an diesem kleinen Wanderprojekt fand. Eine Wiederholung dieser Wanderung, in der ein oder anderen Form, schließe ich nicht aus. Wer weiß, vielleicht wage ich mich eines Tages daran eine FKT (fastest known time) für diesen Weitwanderweg aufzustellen.
Alpenüberquerung GR5/GTA
Diese Weitwanderung war mein Sommerhighlight 2020. Fernreisen war zu dieser Zeit keine Option. Glücklicherweise konnte man sich zu diesem Zeitpunkt innereuropäisch mehr oder minder uneingeschränkt bewegen. Auf der Alpenüberquerung entlang der französischen GTA durfte ich einige der schönsten Alpenregionen entdecken. Gleich wie bei „Min Weag“ unterschätzte ich die Qualität und Schönheit dieser Weitwanderung. Einige meiner vergangenen Weitwanderungen mögen einen wilderen Flair aufweisen als eine Weitwanderung in den gut erschlossenen europäischen Alpen. Trotzdem, diese Wanderung war eine meiner besten Weitwandererfahrungen die ich jemals gemacht habe. Ich würde diesen Weg jederzeit wieder gehen. Hier stimmten einfach alle Aspekte wie z.B. Erreichbarkeit, Verpflegungssituation, Landschaft, sportliche Herausforderung, und vieles mehr.
Sportliche Entwicklung
Auch 2020 konnte ich mich hinsichtlich meiner sportlichen Leistungsfähigkeit wieder ein Stück weiterentwickeln. Über 4.500 Kilometer und 175.000 Höhenmeter im Anstieg habe ich im vergangenen Jahr zu Fuß zurückgelegt (alltägliche Wege und Radfahrten nicht eingerechnet). Mit knapp über 3.000 Kilometern und ca. 110.000 positiven Höhenmetern entfiel der größte Anteil auf mein (Trail-)Lauftraining. Mit Ausnahme meiner beiden oben genannten Weitwanderungen bin ich 2020 im Vergleich zu den Vorjahren sehr wenig gewandert. Mittlerweile bin ich eher laufend als wandernd in den Bergen unterwegs.
Du findest meine sportlichen Aktivitäten übrigens auf Strava.
Lowlights
Absage von Trailwettkämpfen
Ursprünglich bin ich mit großen Erwartungen in die Wettkampfsaison 2020 gestartet. Nach meinen ersten vollen Laufsaisonen 2018 und 2019 inkl. einiger erster Wettkämpfe, wollte ich 2020 meine Zeiten verbessern und auch erstmals an (kürzeren) Ultradistanzen in der Größenordnung von 50-60 Kilometern teilnehmen. Corona hat die Eventkalender 2020 gehörig durcheinandergebracht. Viele Veranstaltungen wurden abgesagt, verschoben oder das Teilnehmerfeld stark limitiert. Ich bin ohnehin kein Freund der oftmals unflexiblen Anmeldeprozeduren die bei vielen Veranstaltungen herrschen. Mit einer zeitlich flexiblen Lebensweise weiß ich schlicht nicht Monate oder gar Jahre im Vorhinein wann ich an welchem Lauf, welche Distanz, an welchem Ort der Erde teilnehmen möchte. Ich bin ein Freund relativ spontaner Anmeldungen bei Veranstaltungen. Corona hat ein Wettkampfjahr für mich unmöglich gemacht. Meine Bilanz für das vergangene Jahr weist also keine Wettkampfteilnahmen auf. Andererseits war es auch schön das Training und die Zeiteinteilung nicht vorwiegend auf ein festes Datum und Event auszurichten.
Fazit
Mit Ausnahme der für mich total ausgefallenen Wettkampfsaison war das vergangene Jahr ein durchaus schönes Jahr für mich. Die Auswirkungen von Corona auf mein persönliches Leben waren minimal. Ich habe eine krisensichere Anstellung und geschlossene Einkaufszentren oder Wirtshäuser verursachen bei mir keine Schnappatmung. Gesundheitlich geht es mir und den Menschen in meinem nahen Umfeld gut. Was den Outdoorsport und die Reisetätigkeiten betrifft hat mir das vergangene Jahr gezeigt, dass eine gewisse Erdung nicht schadet. Mit Flexibilität und Kreativität lassen sich neue Wege finden. Im Endeffekt sind die Wege die sich aus der Not ergeben, ohnehin oftmals genau jene die für uns geschaffen sind.