Nachdem meine Blutwerte langsam beginnen zu steigen, geht es plötzlich Schlag auf Schlag.
Raus aus der Isolation
Wie aus dem Nichts wird mir mitgeteilt, dass meine Blutwerte mittlerweile gut genug sind um meine Isolation aufzuheben. Zwar verbringe ich die Zeit meines stationären Aufenthalts weiterhin im Isolationszimmer, ich habe aber die Möglichkeit das Zimmer jederzeit selbstständig zu verlassen. Kurzen Spaziergängen im Freien steht also nichts im Weg. Zumindest einmal pro Tag plane ich einen kurzen Spaziergang ein. Auf die frische Luft habe ich mich am meisten gefreut. Vorsichtig und schwach erkunde ich also die Umgebung rund ums Krankenhaus. Zuerst in Begleitung, dann traue ich mich auch mal alleine raus. Den nahen Waldpfad der am Krankenhaus vorbeiführt habe ich noch gut in Erinnerung. Vor etwa zwei Jahren bin ich hier auf einem knapp 50 Kilometer Trainingslauf vorbeigekommen. Konträrer könnten die Umstände nicht sein. Damals im Besitz meiner vollen Kräfte, leichtfüßig und schnell. Heute schnaufend und schlurfend. Trotzdem freue ich mich über die paar Minuten an der frischen Luft. Die Momente in denen ich in Erinnerungen schwelgen kann genieße ich. Am Anblick des Waldes und den Geräuschen der Natur erfreue ich mich.
Ab nach Hause
Dann ist der Moment gekommen. Ich bekomme einen Termin für meine Entlassung. Eine knappe Woche Aufenthalt zu Hause wird mir zur Erholung gegönnt. Danach soll mit dem nächsten Chemozyklus, der Konsolidierungsphase, gestartet werden. Eine Woche daheim, Weihnachten verbringe ich also aller Voraussicht nach im Krankenhaus. Eigentlich bin ich kein großer Freund von Weihnachten aber zugegeben, in diesem Jahr hätte ich mich über ein Fest zu Hause gefreut. Bevor ich entlassen werde, wird nochmals eine Knochenmarkpunktion durchgeführt um den bisherigen Erfolg der Chemotherapie bestimmen zu können. Für die nächsten Tagen wird ein Termin zur Kontrolle des Infekts unter meiner Achselhöhle angesetzt.
Weihnachten ist, wenn doch alles anders kommt
Während des Kontrolltermins wird eine starke Abszessbildung in der rechten Achselhöhle diagnostiziert. Das sind sowohl gute als auch schlechte Nachrichten. Einerseits ist mein Immunsystem wieder wirksam und hat zur Abszessbildung geführt. Andererseits deutet dies auf einen Erreger im Körper hin. Außerdem muss der Abszess chirurgisch geöffnet und entfernt werden bevor mit der Konsolidierungsphase begonnen werden kann. Neben einer Probenahme des Abszesses wird für den selben Tag die chirurgische Beseitigung angesetzt. Nur wenige Stunden später liege ich also mit hinter dem Kopf verschränkten Armen unter dem Skalpell. Ein Schnitt, ein bisschen drücken, ein wenig spülen und die Eiteransammlung unter meiner Achsel ist entfernt. Es klafft ein zwei Zentimeter langer Schnitt unter meiner Achsel. Die Wundversorgung in den nächsten Tagen übernehme ich selbst. Dreimal täglich ausspülen mit lauwarmem Wasser via hartem Strahl aus dem Duschkopf. Danach aufbringen eines neuen Verbandes. Klingt zuerst unmöglich für mich. Aber wenn ich in den letzten Wochen etwas gelernt habe, dann dass fast alles machbar ist und man vieles problemlos über sich ergehen lassen kann. Meist sind die Dinge halb so wild wie erwartet.
Dieser Eingriff bringt einige Dinge mit sich. Der Beginn meiner Konsolidierungsphase und somit der Fortlauf meiner Therapie wird um eine Woche verschoben. Ich verbringe Weihnachten zuhause. Ich muss jeden Tag ambulant ins Krankenhaus zur Kontrolle des Blutes sowie zur Gabe von Antibiosen um den verursachenden Erreger zu bekämpfen.
Nun verbringe ich Weihnachten also doch zuhause bei meiner Familie. Einerseits froh, bin ich trotzdem gespaltener Gefühle. Gerne hätte ich den Therapieerfolg möglichst wenig gefährdet und sofort mit der Therapie fortgesetzt.
Die wichtigste Erkenntnis aus den Kontrollterminen ist jedoch, dass die Auswertung der Knochenmarktpunktion die Wirksamkeit der ersten Chemotherapie (Induktion) bestätigen konnte. Es liegen zwar noch Steine auf meinem weiteren Weg aber die Richtung stimmt soweit.
Kannst du helfen?
Wenn du selbst etwas Gutes tun willst, dann kannst du gerne an eine der diversen Krebsorganisationen spenden. Der Verein Geben für Leben hat sich z.B. der lebensrettenden Stammzellenspende für Krebspatienten mit Leukämie verschrieben. Die Österreichische Krebshilfe ist eine zentrale Anlaufstelle generell zum Thema Krebs.
5 Kommentare
Hey,
ich lese deine Leukämie Artikel seit Beginn, ringe mich aber erst jetzt zu einem Kommentar durch. Ich bin wirklich froh zu lesen das du am Weg der Besserung bist, Weg als Ziel war wohl noch nie so passend. Ich wünsche dir weiterhin gute Besserung und das du wieder an den Punkt kommst das du das Krankenhaus bei einem 50km Trainingslauf links liegen lässt.
Alles Liebe
Anna
Hi Anna, danke für deine Wünsche. Die Ergebnisse nach der ersten Phase der Chemo waren zum Glück gut. Leider ist es trotzdem noch ein weiter Weg. Aber ich bin ebenfalls guter Dinge bald wieder auf beiden Beinen zu stehen.
Mach’s gut und schöne Grüße
Dominik
Danke für die Neuigkeiten Dominik, du bist auf einem guten Weg!
Alles Gute,
Matthias
Hi Matthias, danke dir!
Habe mitbekommen, dass du nun heuer den PCT FKT angehen willst? Klasse, bin gespannt und drück dir jetzt schon die Daumen. Kann man dich dann irgendwie online „verfolgen“?
Du suchst dir auch immer die high snow years für deine PCT Abenteuer aus…
Ich habe ja auch einen Teil meines Herzens für immer an den PCT verloren und checke jedes Jahr die Schneebedingungen (auch wenn ich heuer wohl leider auf keinem Trail der Welt zu finden sein werde). 2023 könnte ja gut und gerne mein Jahr 2017 bzw. dein Jahr 2011 in den Schatten stellen.
Wünsche dir jedenfalls alles Gute und viel Erfolg!
Hi Dominik, ja anscheinend, sonst wäre es ja zu einfach 😉
Habe aus diesem Grund jetzt auch umdisponiert und werde mit einem August start Sobo unterwegs sein. Ich werde versuchen auf meiner fb und strava seite regelmäßig updates hochladen.
Hoffe für dich das alles soweit gut voran geht und du bald wieder unterwegs sein kannst 🙂