Sämtliche Voruntersuchungen sind abgeschlossen. Den Horror der ersten Nacht habe ich hinter mir gelassen. Der zentrale Zugang (ZVK) für die Chemotherapie ist gelegt. Meine Chemotherapie kann also beginnen. Angespannt aber erwartungsvoll blicke ich ihr entgegen.
Ablauf der Chemotherapie
In meinem Fall sieht der Therapieplan eine 7 x 24 Stunden Gabe von Chemomitteln vor. Ich hänge also eine gesamte Woche ständig an unterschiedlichen Infusionen. Einzig kurze Pausen um etwa zu duschen sind mir gestattet. Ansonsten ist der Infusionsständer mein ständiger Begleiter. Jede Bewegung im kleinen Zimmer, jeder Toilettengang erfolgt mit dieser rollenden, kalten, metallenen Stange in der Hand.
Unterstützend bekomme ich eine Unzahl an Medikamenten. Während der Chemotherapie wird mein ohnehin geschwächtes Immunsystem quasi gegen Null gefahren. In dieser Phase ist die Anfälligkeit für Infektionen sehr hoch. Die Medikamente schützen vorsorglich vor viralen Infekten, Pilzen und anderen Erregern. Diverse Mundspülungen schützen vorsorglich die Schleimhäute im Mund, etwa vor Zungenpilz oder einer Soorinfektion.
Eine Flasche nach der anderen
Die Dosierung der unterschiedlichen Chemomittel übernimmt eine Maschine (Infusomat). Über den ZVK werden die Mittel direkt zur Vorkammer meines Herzens transportiert. Von dort werden sie über den Blutkreislauf bis in den kleinsten Winkel meines Körpers verteilt. Der Infusomat überprüft simultan den korrekten Durchfluss über einen optischen Sender um eine Über- oder Unterdosierung zu vermeiden. Im zeitlichen Rhythmus tauscht das Pflegepersonal leere Infusionen gegen neue aus. Eine Flasche nach der anderen strömt in meinen Körper. Cortisonhaltige Infusionen, giftorange Chemomittel, gefolgt von einer 22 Stunden Infusion. Ich verliere den Überblick. Mein Urin färbt sich bereits nach kurzer Zeit ebenfalls giftorange. Das Gesicht schwillt an. Mein Körper lagert Flüssigkeit ein. Spezielle Spritzen regen die Nieren an um diese Flüssigkeit wieder auszuscheiden.
Der Gedanke von hochreaktiven, toxischen Mitteln durchströmt zu werden fühlt sich seltsam an. Ich mache mir Sorgen um meine Nieren.
Tag für Tag
Ich nehme jeden Tag wie er kommt. Gedacht wird in Tagen. Ein Tag geschafft, heißt ein Tag weniger. Ich setze mir kleine Ziele, nehme mir kleine Schritte vor. Diese Denkweise möchte ich mir für meine gesamte Therapie bewahren. Eine Analogie zum Weitwandern. Auch hier tut man gut daran Schritt für Schritt und Tag für Tag anzugehen. Zu große Planungshorizonte führen nicht selten zu Enttäuschung.
Jeden Tag fühle ich wie ich kraftloser werde. Eine Antriebslosigkeit macht sich breit. Die Chemomittel scheinen zu wirken. Der Magen wird von Tag zu Tag flauer. Mein Schwindel und Schwächegefühl wird von Tag zu Tag ausgeprägter. Endlich, am letzten Tag dieser sieben Tage werde ich vom letzten Chemomittel in diesem Behandlungszyklus abgehängt.
Jetzt beginnt das Warten. Auf das Tal welches nach der Chemotherapie folgen wird und auf den weiteren Erfolg der Therapie.
Kannst du helfen?
Wenn du selbst etwas Gutes tun willst, dann kannst du gerne an eine der diversen Krebsorganisationen spenden. Der Verein Geben für Leben hat sich z.B. der lebensrettenden Stammzellenspende für Krebspatienten mit Leukämie verschrieben. Die Österreichische Krebshilfe ist eine zentrale Anlaufstelle generell zum Thema Krebs.
8 Kommentare
Mensch, da wollte ich gerade mal Deinen Bericht zum Colorado Trail genießen und dann lese ich hier sowas. Wir wünschen Dir von Herzen alles Gute und auch auf diesem Weg die nötige Kraft und Ausdauer.
LG
Stefan aka HappyHiker.de
Hallo Stefan, danke für deine Unterstützung. Meine Erkrankung soll dich aber nicht davon abhalten den Bericht zu genießen 🙂 Ich selbst genieße trotz meiner Diagnose Bilder, Videos und Berichte im Internet. Auch wenn ich in nächster Zeit nicht selbst unterwegs sein kann. Aber das wird wieder.
Schöne Grüße, Dominik
Mensch, ich hab das gerade im UL Forum gelesen…Ich wünsch dir alles erdenklich Gute – und viel Kraft! Wenn’s hart wird, denk an Laufbursche – oder an Waldhüter (falls dir das nichts sagt, das ist ein Bushcrafter, der übel Lungenkrebs hatte, dem hat man die halbe Lunge entfernt – und er hat dieses Jahr den „Harzer Wanderkaiser“ erreicht, alle Wege zu 226 Stempelstellen im Harz abgelaufen)
„Das wird wieder“ ist ne klasse Einstellung!
Ich werde, wenn’s dir nichts ausmacht, für dich beten. (Wenn’s dir was ausmacht, werd ich’s trotzdem tun 😉
Alles Liebe
Klaus aka schwyzi
Hi Klaus, danke für deine positiven Worte. Laufbursche ist mir natürlich als positives Beispiel bekannt, Waldhüter kannte ich nicht. Aber schön zu hören, dass er sich zurück gekämpft hat.
Wenn du gerne betest, kannst du mich gerne inkludieren ;). Wenn du es nicht tust bin ich dir nicht böse und trotzdem dankbar für deine Unterstützung.
Mach’s gut und alles Liebe
Dominik
Hallo Dominik,
Leider kannte ich deinen Blog bis heute noch nicht. Ich freue mich aber dies nachzuholen, da du schon echt interessante Themen aufgegriffen hast.
Ich kann mir nicht vorstellen, wie hart es garade für dich sein muss. Halte dich aber an das Mantra:“ Never quit on a bad day“. Halt durch, auch wenn der Weg weit und beschwerlich ist.
Alles Gute auf deinem Weg und Frohe Weihnachten
Hi Justus, danke dir! Und insbesondere danke für die Erinnerung an das Mantra:“Never quit on a bad day!“. Diese Erfahrung durfte ich in der Vergangenheit machen und habe viel daraus gelernt. An einem schlechten Tag darf man wirklich niemals aufgeben, das bereut man ewig. Schlechte Tage gibt es aber es folgen auch wieder gute Tage. Aber ich halte durch und werde alle Höhen und insbesondere Tiefen dieses Weges meistern.
Frohe Weihnachten und schöne Grüße, Dominik
Hi Dominik,
hab über Nacht an Dich gedacht und schick Dir Kraft fürs Tal. Freiheit & Glück,
Thomas (formerly wanderrentner u hans im glueck)
Hi Thomas, danke für deine Unterstützung! Grüße, Dominik