HYBERG Attila – Ein waschechter ultraleicht Rucksack aus Europa

von Weg als Ziel

Der HYBERG Attila schickt sich an, den Markt für Ultraleichtrucksäcke in Europa zu erobern. Er setzt dabei jedoch nicht auf rohe Gewalt wie das sein Namensvetter, Attila der König der Hunnen, im 5. Jahrhundert getan hat. Vielmehr überzeugt der Rucksack von HYBERG durch gute Verarbeitung, gute Eigenschaften und einen hervorragenden Preis.

Herkunft

HYBERG ist eine junge Marke aus Rostock, die sich auf die Herstellung von ultraleichten Rucksäcken spezialisiert hat. Die Nachfrage nach leichten und ultraleichten Rucksäcken ist in den letzten Jahren stetig gestiegen. Die Vorteile leichter Ausrüstung sind markant und sprechen sich schnell herum. Wer bisher ultraleichte Rucksäcke, insbesondere für Mehrtagestouren, gesucht hat, kam kaum um den amerikanischen Markt herum. In den USA sprießen sogenannte Cottages (kleine Unternehmen, die eigene Produkte kreieren oder gar selbst von Hand produzieren) die ultraleichte Ausrüstung produzieren, in Anlehnung an ein österreichisches Sprichtwort: regelrecht wie die Schwammerln (=Pilze) aus dem Boden.

Zwar bieten immer mehr und mehr europäische Onlinehändler einige dieser amerikanischen Rucksäcke zum Verkauf an. Der Import und der Umstand, dass auch die Händler verdienen müssen, treiben die Preise für die Ware allerdings schnell in die Höhe. Ein Eigenimport kostet Geld (Zoll und Einfuhrumsatzsteuer) und Zeit und ist für viele Kunden nicht wirklich relevant.

Umso schöner, dass es mit HYBERG einen neuen Ausrüster auf dem europäischen Markt gibt. Die Versandkosten sind gering beziehungsweise ab 30 € kostenlos innerhalb Deutschlands. Dank EU fallen keine Zölle oder sonstige Abgaben an.

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Der Attila

Der Attila war HYBERGs erster Ultraleichtrucksack. Mittlerweile gibt es insgesamt 3 Varianten des Attilas zu kaufen. Neben dem Standard Attila (149,95€) gibt es den Attila LM (149,95€). Der einzige nennenswerte Unterschied des LM Modelles ist das, durch eine andere Materialwahl, reduzierte Gewicht (40g laut Herstellerangaben) sowie die grüne Farbe anstelle der schwarz/dunkelgrauen Farbgebung des Standard Attila. Daneben gibt es die Luxusvariante Attila Cuben (249,95€), welcher aus Dyneema® Composite Fabric Hybrid (Cuben Fiber Hybrid) hergestellt ist. Die Cuben Variante ist dadurch noch etwas leichter, außerdem ist das Material wasserdicht. Dieser Produkttest bezieht sich ausnahmslos auf die Standard Version des Attila, welcher mir von HYBERG zu Testzwecken kostenlos zur Verfügung gestellt wurde!

Zugegeben, der Name ist Geschmackssache  und klingt aus meiner Sicht für einen ultraleichten Rucksack geradezu zu „schwer“, trotzdem glänzt der Attila durch seine Daten:

  • Gewicht: 570 Gramm, welches durch Weglassen des Schaumstoffrückenpolsters und/oder des Brustgurtes weiter reduziert werden könnte
  • Volumen: maximal 55 Liter, davon 49 Liter im Korpus und ca. 6 Liter in den 5 zusätzlichen Taschen
  • Traglast: maximal 14 kg laut Hersteller, aus meiner Sicht sind 10-12 kg ideal, kurzfristig sind aber auch 14 kg in Ordnung
  • Rückenlänge: in 3 Größen verfügbar – M (43-50cm), L (48-58cm), XL (58-64cm) – von mir wurde die Größe L getestet
  • Material: 210D Dyneema X Gridstop
  • Verschluss: Rolltop, Zugriff ins Hauptfach nur von oben
  • Außentaschen: 5 Stück – 1 x Fronttasche aus Meshnetz mit Gummizug, 2 x Seitentaschen, 2 x Hüftgurttaschen
  • Sonstige Ausstattung: Gepolsterte Gurte (Hüfte und Schulter), Rückenpolster aus Schaumstoff im Rucksackinneren, Kompressionsriemen auf beiden Seiten bzw. am Rolltopverschluß
  • Preis: 149,95 €

Verarbeitung und Material

Der Attila ist soweit tadellos verarbeitet. Alle Nähte sind sauber genäht, die Plastikschnallen wirken stabil und wertig. Das 210D starke Dyneema X Gridstop ist äußerst robust und trotzdem leicht. Aus meiner Sicht ist dies ein hervorragendes Außenmaterial für leichte und ultraleichte Rucksäcke. Obwohl das Material wenig Gewicht auf die Wage bringt ist es sehr robust und verzeiht auch den einen oder anderen ruppigeren Kontakt mit etwa Fels oder Dornen. Auch wenn derartige Beanspruchungen im ultraleicht Einsatz vermieden werden sollten, ist es schön zu wissen, dass der Rucksack im unvorhergesehenen Fall die ein oder andere unschöne Berührung mitmachen wird.

Einzig bei der großen Meshaußentasche möchte der Attila (wie alle Rucksäcke mit dieser Art von Tasche)! vorsichtiger behandelt werden. Die offenen Maschen laden etwa Äste ein sich darin zu verhaken. Trotzdem möchte ich bei einem ultraleichten Rucksack nicht auf solch eine Außentasche verzichten. Alles auf was man unter Tags schnellen Zugriff braucht kommt hier hinein, man erspart sich das lästige kramen im Hauptfach. Gerade beim Ultraleichtwandern lege ich persönlich wenig Pausen ein und mache lieber große Distanzen. Jede unnötige Kramerei im Rucksack hält mich vom Wandern ab. Ein Kritikpunkt an der Meshaußentasche des Attilas ist außerdem die fehlende Elastizität. Das maschige Netz hat eigentlich keine Eigenelastizität. Leider verwenden viele Hersteller diese Art von „starrem“ Meshnetz. Wenn ich nicht wüßte, dass es hochelastische Netze bei anderen Rucksäcken geben würde, würde es mich vermutlich nicht stören. Da ich unter anderem jedoch einige Zeit ein Modell der Firma Gossamer Gear verwendet habe, weiß ich welche Vorteile eine sehr elastische Außentasche mit sich bringt: noch mehr Stauraum!

Ausstattung

  • Taschen

Zusätzlich zu den bereits unter „Verarbeitung und Material“ besprochenen Aspekte der Meshaußentasche kann gesagt werden, dass die Größe der Außentasche soweit ausreichend ist, für meinen Geschmack aber trotzdem üppiger ausfallen hätte können (Stichwort: hochelastisch). Auch die beiden Seitentaschen sind groß genug um z.B. je eine 1,5 Wasserflasche oder ein kompaktes Zelt zu verstauen. Die Flaschen können dabei auch während dem Tragen erreicht werden, ein bisschen Übung kann aber nicht schaden. Der größte Kritikpunkt an meinem Attila betrifft die beiden angenähten Hüfttaschen. Ich bin ein großer Fan von Hüfttaschen. Hier bewahre ich meist ein paar kleine Happen für Zwischendurch (Snickers, Müsliriegel, etc.) auf der einen Seite und mein Handy (für Navigation oder Schnappschüsse) auf der anderen Hüftseite auf. Die Hüfttaschen schauen eigentlich recht groß aus, wurden aber so seltsam an den Hüftgurt angenäht, dass sie kaum zu gebrauchen sind. Sehr schade und mein größter Kritikpunkt am Attila. ABER!!! Wie ich im größten deutschsprachigen Ultraleicht Forum gelesen habe, hatten auch andere den selben Eindruck, dass die Hüfttaschen seltsam sind. Jedenfalls habe ich über diese Webseite erfahren, dass es scheinbar ein paar Montagsmodelle gab, bei denen die Hüfttaschen fehlerhaft angenäht wurden. Laut Auskunft in diesem Forum ist der Fehler aber von HYBERG erkannt und mittlerweile behoben worden. Außerdem scheint der Hersteller laut Auskunft in diesem Forum bei Reklamationen vorbildlich zu sein und repariert den Fehler oder tauscht fehlerhafte Modell aus. Aus vergangenen Bestellungen bei greenline.de.com (selber Geschäftsführer bei HYBERG) kann ich bestätigen, dass die Bestellabwicklung, Kulanz und Kundensupport erstklassig sind. Mir persönlich war nicht klar, dass es sich bei den Hüfttaschen um einen Fehler gehandelt hat und ich habe auch nicht reklamiert, da mir das Produkt kostenlos zur Verfügung gestellt wurde. Mit diesem Wissen erscheint mein Kritikpunkt natürlich in einem anderen Licht. Ich kenne die korrekte Ausführung der Hüfttaschen nicht, denke aber, dass diese durchaus groß genug für meine Anwendungen sein sollten (zumindest wirken Sie auf den Produktfotos gut dimensioniert).

  • Kompressionsriemen

Die seitlichen Kompressionsriemen ermöglichen eine gute Kompression des Rucksackes. Für mich ist dieser Aspekt sehr wichtig, insbesondere wenn es sich um einen, wie in diesem Fall, für das Ultraleichtwandern großvolumigen Rucksack handelt. Außerdem helfen die Riemen Gegenstände wie z.B. Zelt, Wanderschirm, etc. die in den Seitentaschen transportiert werden zu fixieren. Die Kompressionsriemen sind eine positive Ausstattung, welche mein vorhergehender Ultraleichtrucksack mit einem ähnlichen Volumen beispielsweise nicht hatte.

  • Rolltopverschluss

Für mich kommen seit einiger Zeit eigentlich nur mehr Rucksäcke mit Rolltopverschluss in Frage. Der große Vorteil ist die gute Volumenregulation. Ist der Rucksack einmal voll, wird einfach weniger oft gerollt. Umgekehrt, ist der Rucksack leer, rolle ich öfter. Bei dieser Art von Verschluss kann man nicht viel falsch machen, der Attila tut was er zu tun hat. Der gerollte Verschluss wird beiderseits per Steckschnallen geschlossen, zusätzlich gibt es einen Gurt der ebenfalls per Steckschnalle geschlossen wird und über den Scheitel des Rucksackes führt.

  • Rückenpolster

Der Attila ist, wie für ultraleichte Rucksäcke üblich, ein rahmenloser Rucksack. Es befinden sich also keinerlei Streben oder Stangen zur Lastaufnahme im Inneren des Rucksackes. Was sich allerdings im Inneren des Hauptfaches auf der dem Rücken zugewandten Seite befindet ist ein passendes Schaumstoffpolster. Dieses Polster lässt sich leicht herausnehmen. Es ist sehr leicht aber auch recht dünn. Wer ein bisschen mehr Komfort haben möchte, kann sich etwa eine Thermarest Z-Lite oder jede andere Schaumstoffisomatte selber zuschneiden. Ich persönlich verwende gerne ein paar Segmente einer Thermarest Z-Lite (4-8, je nach Schlafsystemwahl bzw. je nachdem wieviel Platz im Hauptfach bleibt) und sorge damit für ausreichend Polsterung zwischen Rucksackinhalt und Rücken bzw. für verbesserte Trageeigenschaften des Rucksackes.

Passform und Tragekomfort

Die Rückenlänge L (48-58cm) passt mir bei einer tatsächlichen Rückenlänge von etwa 50cm hervorragend. Die Hüftfloßen liegen wo sie liegen sollen. Im Zweifelsfall empfehle ich, vor Bestellung den Hersteller zu kontaktieren, diese wissen im Normalfall am besten über die Produkte und welche Größe gewählt werden sollte Bescheid. Der Hersteller gibt eine maximale Zuladung von 14 kg an. 14 kg sind für einen wahren Ultraleichtwanderer schon sehr viel. Meine Erfahrung mit dem Attila hat für mich persönlich gezeigt, dass ich mich mit diesem Rucksack bis zu einem Gewicht von etwa 10-12 kg absolut wohl fühle. Theoretisch gehen sicher ein paar Kilo mehr, ich bin aber mittlerweile schon so auf ultraleicht ausgerichtet, dass ich einfach auch keine hohen Gewichte mehr angenehm finden kann! Da der Attila eine rahmenloser Rucksack ist, muss viel Bedacht auf richtiges Packen gelegt werden! Falsche Beladung kann sich sehr nachteilig auf den Tragekomfort auswirken. Deshalb empfehle ich für den Attila das Bepacken im Burrito Style. Die mitgelieferte Schaumstoffmatte würde ich z.B. durch ein paar Segmente Thermarest Z-Lite ersetzen (siehe Punkt „Rückenpolster“) und diese in Form einer Rolle in das Hauptfach des Rucksackes stecken. Die eigentliche Ausrüstung kommt dann in das Zentrum dieser Rolle. Werden z.B. nur 4 Segmente Z-Lite verwendet, forme ich ein „U“ und quasi eine halbe Rolle im Rucksack, wobei das „U“ auf der Seite des Rückens liegen muss.

Pro und Contra

PRO +/- CONTRA
+ Preis Volumen (für Ultraleichtwanderer im Normalfall zu groß, für Leichtwanderer ideal) – Hüfttaschen (beim Testmodell falsch angenäht, deshalb kaum verwendbar, Fehler scheint von Hersteller mittlerweile erkannt bzw. behoben)
+ Gewicht Rückenkissen (könnte dicker sein, dann aber schwerer) – Mesh der Außentasche könnte elastischer sein
+ Verarbeitung   – der Name (sexy ist anders)
+ Europäischer Hersteller    
+ Kompressionsriemen    
+ Rolltopverschluss    
+ HYBERG / greenline.de.com Kundenservice    

 

Fazit

Der HYBERG Attila bietet gute Verarbeitung und eine solide Leistung zu einem sehr interessanten Preis. Das vorhandene Volumen von maximal 55 Litern ist für den wahren Ultraleichtwanderer zu großzügig, für den Leichtwanderer bzw. Umsteiger ist die Größe ideal. Der größte Kritikpunkt der kaum verwendbaren Hüfttaschen hat sich nach Recherche als Herstellungsfehler herausgestellt, welcher mittlerweile aber erkannt und behoben wurde.

Bezugsquellen

HYBERG

greenline.de.com

Amazon.de (Hinweis: Affiliate Link, bei Kauf über diesen Link unterstützen Sie meinen Blog)

Disclaimer: Der hier vorgestellte Rucksack wurde mir von der Firma HYBERG bzw. von greenline.de.com kostenlos, zu Testzwecken, zur Verfügung gestellt. Meine Meinung bzw. Beurteilung des Produktes wurde dadurch in keinster Weise beeinflusst. Mein Ziel ist es alle meine Berichte und Ausrüstungstests so objektiv wie möglich zu gestalten und diese mit bestem Wissen und Gewissen zu verfassen. Trotzdem möchte ich festhalten, dass Meinungen und Beurteilungen zu einem gewissen Grad immer subjektiv und individuell sein werden und nicht zwangsläufig mit den Ansichten Anderer übereinstimmen müssen.

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1 Kommentare

christoph kalb 2. Feber 2021 - 19:53

Danke für deine Ausrüstungsinfo und Reise Berichte.

Antwort

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