Der Volpi FastPack 30 verspricht ein ultraleichter Rucksack für eine Vielzahl an Abenteuern zu sein. Mit einigen gut gelungenen Features und im Stile einer Laufweste umschließt er sicher deinen Körper. Aber ist er ein vollauf geeigneter Begleiter für deinen nächsten Thruhike oder die kommende schnelle FKT Tour? Erfüllt er alle Erwartungen die ich persönlich an einen Rucksack dieser Machart stelle?
Volpi FastPack 30 – Daten und Spezifikationen
Volpi Outdoor Gear, eine kleine mexikanische Cottage Company, produziert ultraleichte Rucksäcke. Die Produktion erfolgt direkt in Mexiko.
Volpi Outdoor Gear bewirbt den FastPack 30 als perfekten ultraleichten Begleiter für schnelle Wanderer bzw. Multidayläufer. Sein laufwestenähnliches Schultergurtsystem soll für einen sicheren Halt auch bei schnellen Aktivitäten sorgen. Aufgrund dieses ausgeklügelten Systems sollen trotz fehlendem Hüftgurt Lasten bis zu empfohlenen 9 Kilogramm komfortabel transportiert werden können.
Der FastPack 30 ist in den Materialien Ultra100 und Ultra200 verfügbar. Diese Materialien gelten als sehr abriebfest, ultraleicht und wasserdicht.
Der Hersteller gibt folgende Spezifikationen an:
- Volumen: 25 – 40 L (komprimiert bzw. unkomprimiert inkl. Roll-Top)
- Material / Gewicht:Ultra100 – 422 gUltra200 – 450 g
- Max. Beladung: 13 kg
- Komfortable Beladung: 9 kg
Ausstattung:
- Trekkingstockbefestigung
- Eisaxtbefestigung
- Schultergurte im Laufwestendesign
- 4 Taschen aus Lycra auf den Schultergurten
- 2 große Seitentaschen (je 2 L)
- 1 große Meshtasche (7 L)
- Roll-Top Verschluß
Preis:
- 230 $
Die Geschichte hinter meinem Volpi FastPack 30
Auf den ersten Meilen meines Colorado Trail Thruhikes 2022 bin ich einem jungen Wanderer begegnet der in entgegengesetzter Richtung unterwegs war. Der junge Mann war kurz vor erreichen des Terminus in Durango und somit dem Abschluss seiner Wanderung. Ich bin gerade von ebenjenem Terminus gestartet. Wir beide strotzten vor Euphorie und tauschten einige Worte aus. Schnell viel mein Blick auf seinen kompakten, fest sitzenden Rucksack. Aufgrund der Masse an neuen ultraleichten Rucksäcken und aus dem Boden sprießender Gear Cottages der letzten Jahre habe ich etwas den Überblick verloren. Beschämt fragte ich den jungen Kerl nach Marke und Modell seines Rucksacks. Stolz stellte sich mein gegenüber als Matteo Volpi vor. Er ist Besitzer, Kopf und Chefentwickler in seiner eigenen kleinen Cottage Company namens Volpi Outdoor Gear mit Sitz in Mexiko. Auf seinem Rücken haftete eine seiner Eigenkreationen, ein Volpi FastPack 30.
Interessiert und neugierig tausche ich Kontaktdaten mit ihm aus. Schon länger spiele ich mit dem Gedanken einen ultraleichten Rucksack im Laufwestendesign zu testen. Sich dem Körper anpassende, großzügige Schultergurte haben sich bei reinen Laufwesten für mich bewährt. Eine Kombination aus den Welten Laufweste und ultraleichter Rucksack verspricht mehr Komfort und die Möglichkeit schneller unterwegs zu sein. Mit reduziertem Schaukeln und Springen des beladenen Rucksackkorpus. Ähnliche Modelle anderer Hersteller (z.B. Nashville Pack and Equipment Company oder ATELIER LONGUE DISTANCE) sind schwer erhältlich und nicht gerade kostengünstig. Bisher habe ich deshalb von einem Kauf abgesehen. Matteo verspricht mir noch vor meiner Abreise aus Colorado ein Modell des FastPack 30 liefern zu können. Ich kann nicht widerstehen. An meinem Ziel in Denver wartet also neben dem erfolgreichen Abschluss meiner Wanderung auch mein neuer Volpi FastPack 30 auf mich.
First Look statt Review & Disclaimer
Im Internet konnte ich bisher keine Berichte oder Reviews zum Volpi FastPack 30 finden. Um diese Lücke zu schließen habe ich entschlossen meinen ersten Eindruck über den FastPack 30 zusammenzufassen. Aus gesundheitlichen Gründen ist es mir derzeit nicht möglich den FastPack 30 intensiv zu testen. Mein erster Eindruck basiert auf den Erfahrungen welche ich in den letzte Jahren mit einer Vielzahl an unterschiedlichen ultraleichten Rucksäcken gemacht habe. Der Bericht ist also nicht als Langzeittest oder Review zu verstehen. Der FastPack 30 wurde von mir selbst zum Vollpreis erstanden. Der Inhalt des Berichts ist vollkommen unabhängig und gibt meine eigene unbeeinflusste Meinung wieder.
Korpus
Ich habe mich für die leichtere Variante des FastPack 30 in Ultra100 entschieden. Der komplette Korpus inkl. der beiden Seitentaschen ist aus Ultra100 in der Farbe Wolf Grey gefertigt. Dies ist mein erster Rucksack aus diesem Material. Dementsprechend kann ich nichts über sein Langzeitverhalten berichten. Der Korpus ist in der Kombination Ultra100 in Wolf Grey sehr lichtdurchlässig. Das hilft bei der Organisation im Innenraum z.B. beim Suchen von Gegenständen im Inneren. Sämtliche Nähte im Inneren des Korpus sind großzügig eingesäumt. Generell ist die Verarbeitung der Nähte sehr sauber.
Das Fassungsvermögen des FastPack 30 wird vom Hersteller mit 25 Liter im komprimierten Zustand bis 40 Liter bei Verwendung des großzügigen Roll-Tops angegeben. Das Volumen ist beinahe ideal für meine Ausrüstung im Bereich ~ 4 kg. Dabei bleibt ausreichend Platz für einige Tage an Nahrungsmitteln. Im Vergleich zu anderen westenartigen, ultraleichten Rucksäcken ist der FastPack 30 mit einem Volumen bis zu max. 40 Liter auf der großzügigen Seite. Das macht ihn sehr flexibel einsetzbar. Auch für Touren die z.B. etwas größere Mengen an Lebensmitteln oder mehr Ausrüstung erfordern.
Schulter-, Brust- und Lastkontrollriemen
Die Schultergurte sind das Herzstück des FastPack 30. Die Schultergurte sind großzügig geschnitten und liegen großflächig auf den Schultern und im äußeren Brustbereich auf. Für einen westenartigen Rucksack sind die Schultergurte vergleichsmäßig robust, breit und dick ausgeführt. Bei ersten Tests wurde dadurch das Gewicht sehr gut über die große Kontaktfläche verteilt. Ein über zwei D-Ringe umgeleitetes Kompressionssystem verbindet den unteren Teil des Korpus mit den Schultergurten. Werden die beiden Brustgurte geschlossen, entsteht so ein geschlossenes System das die Hauptlast sehr eng an den Körper anlegt. Die Bewegungen des Rucksackkorpus während schneller Aktivitäten werden so reduziert. Das funktioniert erstaunlich gut. Doch auch bei offenen Brustgurten, z.B. bei weniger schnellen Aktivitäten, trägt sich der FastPack 30 sehr angenehm. Zumindest sofern die Beladungsempfehlung von 9 kg nicht überschritten wird vermisst man beim FastPack 30 keinen Hüftgurt. Wünschenswert wäre allerdings eine teilweise elastische Ausführung der beiden Brustgurte z.B. mit eingenähten elastischen Bändern. So sind die beiden Brustgurte unnachgiebig gestaltet und zur Entlastung des Brustkorbes müssen zwangsweise die Brustgurte geöffnet oder verstellt werden.
Der FastPack 30 kommt überraschenderweise mit über den Schultern liegenden Lastkontrollriemen. Keine Selbstverständlichkeit für ultraleichte Rucksäcke in dieser Größenordnung. Inwiefern Lastkontrollriemen für Rucksäcke dieser Größe und Art erforderlich sind sei dahingestellt. Eine gewisse Verlagerung des Gewichts bei be- bzw. überladenem Korpus in Richtung Rücken ist feststellbar. Die losen Enden der Lastkontrollriemen werden in elastische Schlaufen über den Schultern eingefädelt. Das funktioniert leider nur bedingt. Der Abstand dieser Schlaufen ist leider etwas zu lang gewählt. Selbst bei vollkommen gezurrten Lastkontrollriemen lösen sich die Enden der Bänder leicht aus diesen Schlaufen und baumeln dann lose am Rücken herum.
Schultertaschen und Befestigungsmöglichkeiten an den Schultergurten
Die Schultertaschen sind leider mein größter persönlicher Kritikpunkt am FastPack 30. Sowohl links als auch rechts sind je zwei Taschen auf den Schultergurten angebracht. Die Taschen sind aus unelastischem Netzstoff hergestellt. Der Hersteller selbst gibt das Material auf der Homepage als Lycra an. Das Material wirkt leider nicht besonders hochwertig und der Übergang zwischen Tasche und Schultergurt ist nicht eingefasst. Bei zu starker Belastung könnte hier das Netzmaterial einreißen. Dieser Schwachpunkt ist sowohl links als auch rechts ident.
Die größere der beiden Taschen ist jeweils via elastischer Kordel und Tanka verschließbar. Auf die größere Tasche wurde je eine kleinere aufgesetzt. Die kleinere Tasche ist nicht verschließ- oder justierbar. Einige Zentimeter über den beiden Taschen ist eine elastische Kordel inkl. Tanka befestigt. Der Sinn der Schultergurttaschen ist somit sofort erkennbar. Die größere der beiden Taschen dient zum Einschub von Flaschen für den Flüssigkeitsbedarf auf Tour. Die darüber angeordnete elastische Schnur soll die Flasche um ihren Hals in Position halten. Dieses System hat sich insbesondere bei Laufwesten aber auch bei anderen ultraleichten Rucksäcken bewährt. Besonders weiche Softflasks in der Größe 500 ml bieten sich an so befestigt zu werden. Wer auf Tour auf diese Art der Befestigung setzt sollte relativ wenig an der Anordnung der Befestigungsmöglichkeiten am FastPack 30 auszusetzen haben. Ich persönlich transportiere auf meinen Wandertouren meine Trinkreserven in 1 L Flaschen bevorzugt in den beiden seitlichen Rucksacktaschen. In den Schultertaschen verwahre ich für gewöhnlich mein Smartphone, meinen kleinen MP3-Player und einige Snacks für den Tag. Genau hier kommt mein größter Kritikpunkt zum Tragen. Die Möglichkeiten am FastPack 30 sind hier sehr limitiert und unflexibel. Keine der Schultertaschen ist groß bzw. tief genug um ein Smartphone darin zu verwahren. Ich würde mir entsprechend große Taschen wünschen die auch ein modernes Smartphone schlucken. Über einen Hüftgurt bzw. Hüftgurttaschen verfügt der FastPack 30 nicht (braucht er auch nicht), wo außer in Schultergurttaschen sollte sonst das Smartphone griffbereit verstaut werden? Außerdem wäre es schön wenn diese Taschen aus elastischem Material gefertigt wären. Auch wäre es von Vorteil wenn alle Schultertaschen über eine Möglichkeit zum Verschließen verfügen würden. Kunststoffdruckknöpfe oder ähnliches würden sich hier anbieten. Beim FastPack 30 befürchte ich, dass lose Gegenstände in den Taschen bei Bewegung verloren gehen können. Wie gute und funktionale Schultergurttaschen ausgeführt werden können zeigen viele Mitbewerber am Markt.
Hinweis: Aufgrund der fehlenden Möglichkeit ein Smartphone in den Schultertaschen zu verstauen habe ich eine bereits vorhandene elastische Tasche eines anderen Herstellers nachträglich montiert welche groß genug für mein akutelles Smartphone (Samsung Galaxy A52s) ist (diese nachträgliche DIY-Konstruktion ist auf einigen Fotos erkennbar).
Seitenpanele
Die beiden Seitenpanele sind unauffällig ausgeführt. Über einen im oberen Drittel angebrachten Lineloc lässt sich der Korpus etwas komprimieren. Die Seitentaschen sind groß genug um auch größere Wasserflaschen zu fassen. Im Abschluss sind elastische Schnüre im Bund verarbeitet. Diese sind recht stark vorgespannt. Die Seitentaschen schließen dadurch im leeren Zustand zwar schön mit der Seitenfläche ab, das Beladen während dem Gehen wird dadurch aber erschwert. Generell sind die Seitentaschen aus der Bewegung heraus kaum erreichbar. Für alle außer der gelenkigsten Wanderer sitzen die Taschen etwas hoch. Im Test war es für mich fast unmöglich eine volle 1 L Flasche in die Seitentaschen zu geben bzw. herauszunehmen während der Rucksack auf meinem Rücken saß.
Frontpanel
Die Front des FastPack 30 ist marktüblich ausgeführt. Über beinahe die gesamte Front ist die großzügige Fronttasche ausgeführt. Der Hersteller gibt ein zusätzliches Volumen von 7 L für diese Tasche an. Die Fronttasche ist aus unelastischem Netzmesh gefertigt. Auch hier gefällt mir das Material nicht vollends. Im Vergleich zu den Schultertaschen erfüllt die Fronttasche aber die Funktion uneingeschränkt. Sie bietet ausreichend Stauraum für Gegenstände die rasch zur Hand sein sollen. Über eine umlaufende elastische Schnur kann die Fronttasche komprimiert werden.
Die Front bietet beidseitig die Möglichkeit Eisaxt oder Trekkingstock zu befestigen. Im unteren Bereich des Frontpanels ist stolz das gelungene Logo von Volpi Outdoor Gear in leuchtendem orange zu bewundern.
Rückenpanel
Auch die Rückenfläche ist unauffällig gestaltet. Wie der Rest des Korpus ist der Rücken aus Ultra gefertigt. Der FastPack 30 ist frameless ausgeführt, er verfügt also über keine internen Streben oder andere Elemente die dem Rucksack eine Struktur geben. Am Rückenpanel bieten allerdings 4 kleine Schlaufen die Möglichkeit extern ein Stück Schaumstoffisomatte oder ähnliches via elastischer Schnüre zu befestigen.
Sonstiges
Geschlossen wird das Hauptfach des FastPack 30 mittels großzügigem Roll-Top-Verschluß via 2 Steckschnallen und einem zusätzlichen Plastikdruckknopf.
Die verwendeten Plastikteile (Tankas, D-Ringe, Schnallen, etc.) wirken ebenso wie die angesprochenen Mesh- (Fronttasche) und Lycrastoffe (Schultergurttaschen) qualitativ leider nicht nach absolut höchster Qualität. Ich bin kein Experte wenn es um Materialien und Werkstoffe geht. Optik und Haptik machen für mich aber leider den Eindruck als hätte man versucht an diesen paar Stellen Materialkosten zu sparen. Inwieweit dies der Realität entspricht und insbesondere inwiefern sich diese Materialien im Dauereinsatz schlagen muss sich zeigen.
Fazit
Der FastPack 30 von Volpi Outdoor Gear ist ein vielversprechender ultraleichter Rucksack im Fastpack- bzw. Laufwestenstil. Basierend auf meinen ersten Eindrücken macht der FastPack 30 vieles richtig. Besonders in puncto Komfort, der Lastübertragung und Gestaltung der westenartigen Schultergurte glänzt dieser kleine Rucksack. Im Bereich der Schultergurttaschen bzw. der Befestigungs- und Verstaumöglichkeiten sowie bei der Materialwahl bedarf es aus meiner Sicht aber noch einiger Verbesserungen um aus einem guten Rucksack einen hervorragenden zu machen.
2 Kommentare
Servas Dominik,
der Rucksack schaut so aus, als könnte er auch mir sehr gut gefallen 🙂
Die Eierlegende Wollmilchsau habe ich für mich persönlich leider auch noch nicht ganz entdeckt; dieses Modell hier scheint aber wirklich sehr vielversprechend zu sein und meinen Träumen näherzukommen.
Besonders cool finde ich aber die Geschichte, wie du zu diesem Rucksack gekommen bist bzw. davon erfahren hast – macht die „Firma“ auf jeden Fall sehr sympathisch für mich und werd ich mir definitiv genauer anschauen 😀
Ich hoffe übrigens, es geht dir soweit gut und die Gesundheitskurve zeigt nach oben! Bin dann auch schon sehr gespannt, von deinen ersten Testtouren mit dem Rucksack zu lesen 😀
Schönen Abend dir noch und ganz liebe Grüße!!
Tobi
Hi Tobi,
erste richtige Touren mit dem Volpi FastPack 30 werden wohl noch auf sich warten lassen 😀
Schön das du den Rucksack interessant findest. Die eierlegende Wollmilchsau zu finden ist nie leicht, vielleicht sogar unmöglich. Unterschiedliche Szenarien schreien nach unterschiedlicher Ausrüstung. Mit meinem Rucksack von MLD bin ich was das Weitwandern anbelangt sehr nahe an meine Wunschvorstellung gelangt. Für noch schnellere Einsätze und Touren war bzw. bin ich eben auf der Suche und da kommt der FastPack 30 ins Spiel. Für mich erfüllt er leider nicht alle Kriterien auf Anhieb. Mit etwas DIY-Methode und eigener Bastelei bekomme ich das für mich weitestgehend hin. Trotzdem wäre es für mich wünschenswert wenn ein Ausrüstungsgegenstand alle Anforderungen von Vornherein erfüllt. Ich würde dir also auf jeden Fall empfehlen, vor Kauf, zu überlegen was du unbedingt haben willst/musst bzw. mit welchen Abweichungen du leben kannst.
Für ein Produkt „von der Stange“ ist es natürlich schwer alle Anforderungen unterschiedlicher Anwender/-innen zu erfüllen. Da kommt man vermutlich um Custom-Gear nicht herum. Aus der Sicht sind mir in letzter Zeit insbesondere die Hybridpacks von Atelieur Longue Distance ins Auge gestochen. Die sind fast vollkommen individualisierbar. Das über die beiden D-Ringe umgelenkte Zugsystem für die Schulterweste gibt es so dort allerdings nicht. Und das ist beim Volpi gut gelungen. Also wie geschrieben, perfekt wird es vielleicht nie geben…
In dem Sinne viel Spaß beim Suchen und Finden von passender Ausrüstung 😀